Amos Gitai Yoman Sade
Amos Gitai: Yoman Sade' (Field Diary), Dokumentarfilm, Israel, Frankreich 1982 © AGAV Films – Amos Gitai Archives – Cinémathèque Française
NYPD aviation surveillance footage
Überwachungsmaterial des NYPD, das dem Ermittlungsteam für die Sammelklage Sow et al. gegen die Stadt New York et al. zur Verfügung gestellt wurde, 2023.
Digitales Umgebungsmodell mit den Sichtkegeln
Digitales Umgebungsmodell mit den Sichtkegeln von fünf gleichzeitig aufgenommenen Videos während einer Black-Lives-Matter-Demonstration in Mott Haven, Bronx, New York City, 2020. Mit freundlicher Genehmigung von SITU Research.
Installation auf der Architekturbiennale in Venedig 2023
Installation auf der Architekturbiennale in Venedig 2023 „Investigating Xinjiang’s Network of Detention Camps“ zu einer Recherche von Alison Killing, Megha Rajagopalan und Christo Buschek für BuzzFeed News, 2018–2020. Mit freundlicher Genehmigung von Killing Architects.

VISUAL INVESTIGATIONSEröffnung: 9. Oktober 2024, 19 Uhr | Laufzeit: 10. Oktober 2024 – 9. März 2025

zwischen Aktivismus, Medien und Gesetz

Menschenrechtsverletzungen sind im öffentlichen Diskurs visuell so präsent wie nie zuvor. Smartphones, Satelliten, Überwachungs- und Polizeikameras produzieren gigantische Mengen an audio-visuellem Material, das gewalttätige und repressive Vorfälle sowie andauernde Ungerechtigkeiten dokumentiert. Das Aufkommen datengestützter Quellen führt auch zu einer bedeutenden Verlagerung von der traditionellen mündlichen Zeugenaussage hin zu visuellen Beweisen in der journalistischen, juristischen und anwaltschaftlichen Arbeit – damit einher geht ein grundlegender methodischer Wandel in der Interpretation und Präsentation des Materials.

Nachrichtenredaktionen, Staatsanwaltschaften und große Menschenrechtsorganisationen befassen sich deshalb zunehmend mit der Verarbeitung und Kontextualisierung solcher Daten, sowohl im Rahmen aktueller Ereignisse als auch längerfristiger Berichterstattungen und Verfahren. Um eine umfassende Darstellung kontroverser Sachverhalte zu gewährleisten, nutzt die "Visual Investigation" dabei eine Reihe von Werkzeugen, um Video- und Bildinhalte mit Menschen, Orten und Geschehnissen zu verknüpfen. Unter diesem sich derzeit etablierenden Begriff arbeiten Architekt*innen, Filmemacher*innen und Softwareentwickler*innen etwa mit Hilfe von Raumanalyse und 3D-Modellierung an der Aufdeckung und Sichtbarmachung von Gewalt und Zerstörung.

Das Architekturmuseum der TUM widmet sich mit seiner geplanten Ausstellung dem noch jungen Tätigkeitsfeld der „Visual Investigations“ und zeigt anhand von Fallbeispielen, welche Rolle die Architektur zwischen Aktivismus, Medien und Gesetz einnimmt, um für Recht und Verantwortlichkeit einzustehen. Kritisch betrachtet werden dabei vor allem die Demografie des Feldes, die Themen- und Konfliktschwerpunkte bestimmt, sowie Subjektivität und Kontroverse um entstehende Narrative. Gezeigt werden unter anderem Recherchen zu Internierungslagern in Chinas Region Xinjiang, Polizeigewalt in den USA oder Folgen der Klimakatastrophe für pazifische Inselstaaten.