Günter Günschel, Karl Otto: Halle für die Ausstellung "Die Stadt von morgen" auf der Interbau Berlin 1957 © Architekturmuseum TUM

'Zelle der Zukunft'

Die Bauausstellung in Deutschland zwischen 1927 und 1957

Zwischen Weißenhofausstellung 1927 und Interbau 1957 sind Bauausstellungen zu Massenereignissen geworden, die immer größere Areale der Stadt besetzten, um mit kuratorischen Praxen und gestalterischen Strategien zu experimentieren. Mit einer halben Million Besucher/-innen 1927 auf dem Stuttgarter Weissenhof, sieben Millionen bei „Schaffendes Volk“ in Düsseldorf 1937 und 1,4 Millionen 1957 auf der Interbau in West-Berlin boten sie ein breit rezipiertes Forum für Diskussion und Propaganda von aktuellen Bauweisen. Damit stellten sie auch architektonische und soziokulturelle Konzepte des Wohnens, Einrichtens und Konsumierens aus und waren Schauplätze individueller Lebensführung und gemeinschaftlichen Zusammenlebens.

Die deutsche Architekturhistoriographie neigte bislang dazu, Bauausstellungen einzeln und zumeist ausschließlich ihre Bauten zu analysieren. Doch mit ihren Hallen, Messen, Kongressen, Luna Parks, Gärten und Konzerten sind Bauausstellungen ein bisher noch nicht untersuchtes Beispiel von Heterotopie mit einem sich in Inhalt und Rhetorik deutlich wandelnden Diskurs um Wohn- und Gesellschaftsmodelle.

Das Projekt hat zum Ziel, die Forschungslücke in der Entwicklungsgeschichte der Bauausstellung im 20. Jahrhundert zu schließen. Es bedient sich dabei eines um Diskursanalyse, Architektursoziologie, Akteur-Netzwerk-Theorie und Zeitgeschichte erweiterten methodischen Instrumentariums der Architekturgeschichte.

Projektleiterin: Dr. Regine Heß

Laufzeit: 2019–2022

Gefördert von der DFG