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Sommersemester 2022

Foto von der Klinik Arlesheim
Zukünftige Klinik Arlesheim, ©Arge Metron - Kopvol

[Modul AR30190] Das Kranke(n)haus. Wie Architektur heilen hilft/ Projektwerkstatt Kuratorische Praxis
Masterseminar (Deutsch / Englisch)

Semesterwochenstunden: 4

Mit: Prof. Dr. Tanja C. Vollmer und Prof. Dr. Andres Lepik

Donnerstag: 09.45-13:00 Uhr
Raum: 0340

Der Krankenhausbau hat als architektonischer Typus eine lange Entwicklungsgeschichte. Im 20. Jahrhundert wurde er immer stärker von den Faktoren (Kosten-) Effizienz, Effektivität und Rationalisierung geprägt, Kliniken sind damit zu hoch technisierten Maschinen mutiert. Im Konzept und Entwurf sind jedoch wesentliche Aspekte der menschlichen Würde von Patienten und Angehörigen, ihrer Bedürfnisse und Empfindungen in den Hintergrund gedrängt worden. Die psycho-sozialen Konsequenzen dieser Entwicklung wiegen schwer, da besonders im Zustand von Krankheit und Schmerz Wahrnehmungsveränderungen auftreten, die spezielle Umwelten erfordern, um Heilung und Genesung zu unterstützen. Ein wichtiges Ziel des Seminars ist es, die wichtigsten Entwicklungslinien des aktuellen Krankenhausbaus zu verstehen und Ansätze zu identifizieren, die neue Erkenntnisse über den Einfluss der gebauten Umwelt auf die menschliche Gesundheit und Psyche aktiv gestalterisch nutzen. Auf der Grundlage innovativer Beispiele und Konzepte soll daraus ein interdisziplinäres Ausstellungskonzept vorbereitet werden, das im Jahr 2023 im Architekturmuseum der TUM gezeigt wird.

Who’s Next? Obdachlosigkeit, Architektur und die Städet, Eine Ausstellung des Architekturmuseums der TUM (November 4, 2021 – Februar 6, 2022), Raum 2/3, die “Rollen der Architektur,” Auswahl Fallstudien zu Unterkünften Foto: Jakob Bahret ©Architekturmuseum der TUM

[Modul AR20083] Soziale Nachhaltigkeit in Architekturausstellungen

Semesterwochenstunden: 2

Mit: Dr. Daniel Talesnik

Sprache: Englisch

Donnerstag: 13:15-14:45 Uhr
Seminarraum: 0340B

Während sich ökologische Nachhaltigkeit auf die gegenwärtige und zukünftige Verantwortung bezieht, natürliche Ressourcen zu erhalten und globale Ökosysteme zu schützen, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern, bezieht sich soziale Nachhaltigkeit insbesondere auf die Verantwortung, Wohn-, Kultur-, Bildungs- und Freizeitprojekte sowie Städte zu schaffen, die das Wohlbefinden fördern. Diese Klasse wird mehrere aktuelle Architekturausstellungen untersuchen, die sich mit Fragen der sozialen Nachhaltigkeit befasst haben. Dabei untersuchen wir, wie diese Ausstellungen thematisch, geografisch und chronologisch organisiert wurden. Wir werden die Argumente prüfen und Sie werden erfahren, wie diese überprüft und aufgenommen wurden. Durch unabhängige Forschung werden die Studierenden selbst detaillierte Analysen von Ausstellungen durchführen, kuratorische Stellungnahmen verfassen und neue Ansätze für Studien zur sozialen Nachhaltigkeit in der Architektur vorschlagen.

Eine Momentaufnahme bei einem Partizipationsprozess im Dorf Villaggio Matteotti, von Giancarlo De Carlo, Terni, 1973 (von Europa/Amerika, Venedig 1978, S. 23).

[Modul AR30347] Participation in Architecture (1968-1979): A Critical Re-thinking.

Semesterwochenstunden: 2

Mit: Dr. Alberto Franchini

Dieses Seminar betrachtet 1968 als einen Wendepunkt in der Geschichte der zeitgenössischen Architektur. Die Mobilisierung der Bürger für ihre Rechte, insbesondere durch Selbstorganisation, hatte erhebliche Auswirkungen auf den Architektenberuf, so dass viele, um zu zitieren, begannen, die Rolle des Architekten in der Gesellschaft in Frage zu stellen.

Dabei begannen viele der besten Architekten der damaligen internationalen Szene, darunter – um nur die berühmtesten zu nennen – Giancarlo De Carlo, Ralph Erskine und Simone & Lucien Kroll, an der Definition neuer operativer Werkzeuge zu arbeiten, insbesondere in Hinblick auf die sogenannte Partizipation, hier gemeint als Beteiligung von Bürgern an der Definition von Architekturprojekten. Dies ist ein umstrittenes Thema, dessen Ergebnisse noch nicht mit ausreichender Aufmerksamkeit untersucht wurden. Heute ist es mehr denn je notwendig, auf diese Themen zurückzukommen, um ihr volles Potenzial besser zu verstehen.

Das Seminar wirft viele Fragen auf, wie z. B.: Welche gestalterischen Implikationen ergeben sich aus der Nutzung von Partizipation? Wie misst man den „Erfolg“ eines nach diesen Praktiken durchgeführten Projekts? Was sind die formalen und technischen Implikationen? Welche partizipativen Techniken kommen zum Einsatz? Wie stellt der Einsatz von Partizipation die Autorschaft des Architekten in Frage? Partizipation: Gestalten für Bürger oder mit Bürgern?

Die Studierenden werden gebeten, eine individuelle Recherche zu einigen als besonders relevant erachteten Fallstudien durchzuführen. Daneben finden thematische Vorträge mit Gästen, Zwischenpräsentationen und eine Studienreise statt.

Richard Paulick (mit Pfeife) umgeben von seinen Mitarbeitern in Shanghai, China 1937. © Architekturmuseum der TUM.

[Modul AR30347] (Accrediting) Autorenschaft in der Architektur

Semesterwochenstunden: 2

Mit: Dr. Laura Martínez de Guereñu

Mit der Digitalisierung und Verbreitung sozialer Netzwerke beobachten wir den Tod des traditionell einzelnen und individualistischen Architekten zugunsten einer integrativeren und nachhaltigeren Arbeitsweise. Gebäude werden jedoch häufig immer noch nur einem Architekten zugeschrieben, obwohl bekannt ist, dass der Architekturentwurf die Anstrengungen und Ideen vieler anderer Personen erfordert. Mittels historischer und zeitgenössischer Projektanalyse wird es das Ziel dieses Seminars sein, Stimmen zu unterscheiden, den Begriff der Designsignatur zu erweitern, andere Autoren zu entdecken, die möglicherweise eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung eines Projekts gespielt haben, um einige der Abwesenheiten und Löschungen aufzudecken, die der Kanon übersehen hat.

Die Studierenden werden nach verschiedenen Arbeiten und Projekten suchen, bei denen die Urheberschaft nicht ausreichend anerkannt wurde. Sie werden kurze Aufsätze schreiben, unter anderem über die Anerkennung von Architekten, die von ihren eigenen Partnern überschattet wurden; das Ausmaß individueller Autorenschaft in der Unternehmenspraxis abschätzen; die Identität anderer Akteure, einschließlich Eigentümer, Kunden, Bauherren, Techniker, Handwerker und Entwickler, die möglicherweise an einem Projekt teilgenommen haben, preiszugeben. Sie werden die beschriebene Lebensdauer von Gebäuden rückblickend betrachten und die Anzahl der Architekten, die an ihrer Umgestaltung beteiligt waren. Sie werden die Geschichte der Eigentümerwechsel im Laufe der Zeit betrachten und alternative Quellen der Formerstellung in verschiedenen Rahmen für die Erforschung und Konzeptualisierung von Architektur erforschen. Außerdem werden sie die Rolle von Institutionen, die die Disziplin der Architektur legitimieren, kritisch revidieren. Diese Entdeckungen und Schriften bilden einen ersten Schritt, um gegen eine strukturell begründete Ungleichheit in der Architekturpraxis Stellung zu beziehen.

Otl Aicher, Olympia-Plakate 1972, © Bulletin 3, Mai 1970, S. 30

[Modul AR30202] Architekturmuseum (Workshop: München Olympiastadt 1972, Teil II)

Semesterwochenstunden: 4

Mit: Dr. Irene Meissner

Am 26. April 1966 wählte das Internationale Olympische Komitee die bayerische Landeshauptstadt München zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1972. Auf dem 280 Hektar großen, vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Oberwiesenfeld entstanden in Harmonie zwischen Natur und Architektur die olympischen Sportstätten, eine beschwingte kühne Zeltdachkonstruktion sowie das benachbarte Olympische Dorf.

Seit Anfang der 1960er-Jahre befand sich München in einem rapiden Stadtumbau. Mit Mittlerem Ring, S- und U-Bahn wurden die Verkehrswege ausgebaut. Die Vergabe des sportlichen Großereignis an München löste einen weiteren Schub aus. In Abgrenzung zu Berlin ’36 und dem Missbrauch der Spiele für propagandistische Zwecke sollte München ’72 als die „heiteren Spiele“ in die Geschichte eingehen, doch das Attentat vom 5. September, das mit dem Tod aller israelischen Geiseln endete, verschattete die Spiele. Die Olympischen Anlagen von Behnisch & Partner, Frei Otto, Günther Grzimek und Heinle, Wischer und Partner fanden jedoch als herausragende Architekturleistung der deutschen Nachkriegszeit internationale Anerkennung und das visuelle Erscheinungsbild von Otl Aicher setzte neue Maßstäbe.

Die Planung der Anlagen erfolgte bereits im Hinblick auf ihre Nutzung nach den Spielen. Aus dem Olympischen Dorf der Männer wurde eine moderne Wohnanlage und aus dem Olympischen Dorf der Frauen eine Studentensiedlung. Das Rundfunk- und Fernsehzentrum verwandelte sich zur Hochschulsportanlage der TUM, die Pressestadt zu einer Wohnanlage mit Einkaufszentrum und die olympische Landschaft wurde zum Sport- und Erholungsparadies für die Münchner.

Das Seminar wird als Workshop (Teil II) durchgeführt und dient mit zur Vorbereitung der Ausstellung „München Olympiastadt 1972. 50 Jahre Olympische Sommerspiele“, die vom 7. Juli bis zum 8. Januar 2023 im Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne gezeigt wird. Zur Ausstellung werden in Gruppenarbeit fünf vorgegebene Themen erarbeitet und visualisiert.

©Alice Bucknell - Zonamata ist eine Multimedia-Gaming-Umgebung, die in ein Videospiel integriert ist, welches wiederhergestellte, digitale 3D-Modelle verwendet. Dabei benutzt es eine Handlung und ein Skript in der GPT-3-KI-Sprache. Das Tool spekuliert auf eine algorithmische Vision der Zukunft und Verstrickungen von Architektur, künstlicher Intelligenz, Natur und Technologie, aus denen sie besteht.

[Modul AR30076] Digitale Architektur-Commons: Kuratorische Konzepte für den digitalen Raum

Semesterwochenstunden: 4

Mit: Dr. Damjan Kokalevski, Architekturmuseum der TUM,
Klaus Platzgummer, TU Berlin, Chair for Architecture Theory

Welche Bedeutung haben digitale Architektur-Commons für die Schaffung und Verwaltung "echter" materieller Umgebungen? Scheinbar immaterielle und stromlinienförmige Datenflüsse offenbaren nicht die in der Regel chaotische Realität der Materialgewinnung, der Privatisierung, Land- und Immobilienspekulation, langsame Umweltgewalt, räumliche Ungerechtigkeit, Vertreibung oder Energienutzung, um nur einige zu nennen. In diesem Sinne ist es äußerst wichtig, solche Prozesse sichtbar und greifbar zu machen, indem man die Systeme, die dahinter stecken, durch ihre materielle Dimension aufdeckt. Können wir als Architekten zu Akteuren des Wandels werden und eine Diskussion über die Zukunft gemeinschaftlicher Architektur durch die Betrachtung digitaler Bereiche starten: der Mechanismen und Tools. Wie werden sie entwickelt, eingesetzt, monetarisiert, zugänglich gemacht, geteilt und gehackt? Welche visuellen und soziopolitischen Auswirkungen haben sie auf die materielle Welt - die Städte und Umgebungen, die wir schaffen? Können wir die Allmende der digitalen Architektur analysieren, indem wir uns einen Datensatz oder ein Protokoll ansehen und deren Auswirkungen auf den gegossenen Beton, den Stahl und das Glas, die uns umgeben, nachvollziehen? In diesem Sinne werden wir untersuchen, wie die Materialität von Daten zu einem Ort des architektonischen Wissens werden kann.

Das Seminar wird aus zwei Teilen bestehen. Zunächst werden wir Kunst- und Architekturpraktiken diskutieren und analysieren, die sich mit der Schaffung von räumlichen Akteuren im digitalen Raum befassen. Digitale Kunstwerke, Simulationen, Game Design und Tools wie hybride visuelle/ textuelle Live-Programmierumgebungen, die KI, Big Data, maschinelles Lernen, intelligente Kontrakte, NFT oder Blockchain-Technologien zu nutzen, stehen dabei im Mittelpunkt. Anschließend werden wir Schlüsselkonzepte und Aspekte des Digitalen definieren, indem wir uns verschiedene Dateninfrastrukturen ansehen. Im zweiten
Teil werden wir ein kuratorisches Konzept für eine Ausstellung erstellen, die sich mit den Erkenntnissen des ersten Teils auseinandersetzt, indem wir "die Dinge sichtbar machen". Jeder Teilnehmer wird einzeln oder in einer Gruppe arbeiten und sein eigenes kuratorisches Projekt entwickeln.

Das Seminar wird in Zusammenarbeit mit Klaus Platzgummer von der TU Berlin durchgeführt und als gemeinsames Seminar angeboten.

Logo AJA © AJA

[Modul AR30428] Architektur Jahresausstellung II (AJA 2022)
Masterseminar (Deutsch / Englisch)

Semesterwochenstunden: 4

Mit: Prof. Dr. Andres Lepik und Lisa Luksch

montags: 15:00 – 18:15 Uhr
Seminarraum 0340 B

Seit 2014 präsentiert die Architekturfakultät der TUM die Ergebnisse eines Studienjahres in Jahresausstellungen. Bislang fanden sie mit unterschiedlichen Konzepten, wechselnden Organisationsgremien und an verschieden Orten statt. 2019 haben sich Studierende mit dem Wunsch zusammengeschlossen, an der Fakultät eine wiederkehrende Jahresschau mit festem Ausstellungskonzept zu etablieren. Die Jahresausstellung bietet im Besonderen den Studierenden, aber auch den Lehrenden der Architekturfakultät ein Forum, das Gesamtspektrum aller Forschungs- und Entwurfsleistungen den Fachkolleg*Innen wie der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.

Ziel des Seminars ist die kuratorische und organisatorische Erarbeitung und Durchführung der jährlichen Jahresschau zum Abschluss des Sommersemesters. Die Semesterarbeit besteht darin, in einer gruppenbezogenen Projektarbeit Aufgaben zu erarbeiten und zu verteilen und diese wöchentlich vorzustellen.

"World of Malls. Architekturen im Konsum”/ Ausstellung im Architekturmuseum der TUM von 2016 (Bild von Myrzik und Jarisch)

[Modul AR3019] Kuratieren heute! Dokumentation, Diskussion und Reflexion
Masterseminar

Semesterwochenstunden: 4

Mit: Dr. Vera Simone Bader

Sprache: Deutsch

Freitags: 09:45-13:00 Uhr

Seminarraum: 0340

In dem Seminar werden wir uns intensiv damit auseinandersetzen, wie Architektur ausgestellt werden kann und welche Themen bisher entwickelt wurden. Wir nähern uns diesen Fragen zunächst von theoretischer Seite. In Publikationen und auf Konferenzen wurde schon viel über Präsentationskonzepte diskutiert und die Bedeutung von Ausstellungen sowie ihre spezielle Form der Geschichtsschreibung analysiert. Diese Texte dienen uns als Reflexionsebene, wenn wir uns im zweiten Teil des Seminars unterschiedliche Ausstellungen in München anschauen, darunter Präsentationen im Architekturmuseum der TUM, im Lenbachhaus, im NS-Dokumentationszentrum und im Museum Fünf Kontinente. Die Besuche dienen dazu, selbst über Methoden nachzudenken, auch was die Ausstellungsarchitektur betrifft und grundlegende Instrumente, kuratorische Tools, kritisch zu hinterfragen. Ziel ist es, eine eigene theoretische Reflexion über das Kuratieren von heute zu entwickeln.

Wintersemester 2021 | 2022

Otl Aicher, Olympia-Plakate 1972, © Bulletin 3, Mai 1970, S. 30

[Modul AR30202] Architekturmuseum (Workshop: München Olympiastadt 1972) 

Semesterwochenstunden: 4

mit: Irene Meissner

Am 26. April 1966 wählte das Internationale Olympische Komitee die bayerische Landeshauptstadt München zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1972. Auf dem 280 Hektar großen, vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Oberwiesenfeld entstanden in Harmonie zwischen Natur und Architektur die olympischen Sportstätten, eine beschwingte kühne Zeltdachkonstruktion sowie das benachbarte Olympische Dorf.

Seit Anfang der 1960er-Jahre befand sich München in einem rapiden Stadtumbau. Mit Mittlerem Ring, S- und U-Bahn wurden die Verkehrswege ausgebaut. Die Vergabe des sportlichen Großereignis an München löste einen weiteren Schub aus. In Abgrenzung zu Berlin ’36 und dem Missbrauch der Spiele für propagandistische Zwecke sollte München ’72 als die „heiteren Spiele“ in die Geschichte eingehen, doch das Attentat vom 5. September, das mit dem Tod aller israelischen Geiseln endete, verschattete die Spiele. Die Olympischen Anlagen von Behnisch & Partner, Frei Otto, Günther Grzimek und Heinle, Wischer und Partner fanden jedoch als herausragende Architekturleistung der deutschen Nachkriegszeit internationale Anerkennung und das visuelle Erscheinungsbild von Otl Aicher setzte neue Maßstäbe.

Die Planung der Anlagen erfolgte bereits im Hinblick auf ihre Nutzung nach den Spielen. Aus dem Olympischen Dorf der Männer wurde eine moderne Wohnanlage und aus dem Olympischen Dorf der Frauen eine Studentensiedlung. Das Rundfunk- und Fernsehzentrum verwandelte sich zur Hochschulsportanlage der TUM, die Pressestadt zu einer Wohnanlage mit Einkaufszentrum und die olympische Landschaft wurde zum Sport- und Erholungsparadies für die Münchner.

Das Seminar wird als Workshop durchgeführt und dient mit zur Vorbereitung der Ausstellung „München Olympiastadt 1972. 50 Jahre Olympische Sommerspiele“, die vom 7. Juli bis zum 3. Oktober 2022 im Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne gezeigt wird. Zur Ausstellung werden in Gruppenarbeit fünf vorgegebene Themen erarbeitet und visualisiert.

Paul Schneider-Esleben, Kalinga House, Kalkutta (Indien), 1960-1964, Modellfoto © Inge Goertz-Bauer

[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren. Internationale Bauprojekte im Archiv des AM. Bauen weltweit

Semesterwochenstunden: 2

mit: Anja Schmidt

In der Sammlung des Architekturmuseums gibt es eine Vielzahl von internationalen Bauprojekten. So hat Leo von Klenze zum Beispiel in Russland gebaut , Martin Elsaesser in der Türkei und Paul Schneider-Esleben in Indien. Inhalt dieses Bachelor-Seminars ist es, diese weltweit angesiedelten Bauprojekte der heimischen Architekten anhand des originalen Planmaterials zu erschließen, zu beschreiben und in den zeitlichen Kontext einzuordnen. Dabei können die Studierenden aus einem großen Spektrum an Themen und Zeitstufen auswählen. Die Liste der Seminarthemen ist in moodle abrufbar.

Ziel des Seminars ist, mit Hilfe des archivierten Materials die Architekturprojekte zu rekonstruieren und vorzustellen. Den Teilnehmer*innen sollen dabei Kenntnisse in der Archivrecherche und der konservatorisch richtige Umgang mit Originalen vermittelt werden. Gleichzeitig werden Fertigkeiten für das Lesen von Plänen und die Baubeschreibung gelehrt. Die Einführung in den Umgang mit Bilddatenbanken, Inventarisierung und Digitalisierung geben Hilfestellung für die Praxis. Und die Anleitung zum individuellen Entwurf und die Präsentation im Internet tragen dazu bei, eigene Ideen zu entwickeln und nach außen zu vertreten.

Die Lehrveranstaltung wird in Präsenz in den Räumen des Archivs durchgeführt.

Logo AJA © AJA

[Modul 0000003675] Projektwerkstatt Ausstellungsgestaltung. AJA 2021. It’s about Change

Semesterwochenstunden: 2 (Art: Blockseminar)

mit: Barbara Wolf

Die Jahresausstellung bietet im Besonderen den Studierenden, aber auch den Lehrenden der Architekturfakultät ein Forum, das Gesamtspektrum aller Forschungs- und Entwurfsleistungen den Fachkolleg*Innen wie der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. 2021 wird die Ausstellung weitgehend im digitalen, ein Teil der Exponate auch wieder im physischen Raum präsentiert.

Im Rahmen dieses Blockseminars, das im Zeitraum 14.10. – 14.11.2021 stattfinden wird, geht es konkret um die Umsetzung der in den vergangenen Semestern erarbeiteten Konzeption der Ausstellung AJA_2021. It’s about Change. Das betrifft alle in der Realisationsphase anfallenden Auf- und Abbauarbeiten in den Ausstellungsräumen im Nahbereich der TUM, die Bespielung digitaler Plattformen, Öffentlichkeitsarbeit über Presse und social media, etc..

Prüfungstermin: 21.02.2022

Erstes Treffen online über Zoom:  14.10.21, 13:15 - 14:45 Uhr

Asakusa in Tokio, 2019 © Laura Weißmüller

Architekturkommunikation (Architekturkritik. Wie man Architektur aus Wörtern baut)

Semesterwochenstunden: 2 (Blockseminar)

mit: Laura Weißmüller

Häuser kann man auch aus Wörtern bauen. Zumindest so, dass sie im Kopf eines Lesers sichtbar werden und ein Bild entsteht, das zeigt, wie die Architektur beschaffen ist und was sie für die Menschen bedeutet, die darin wohnen, Zeit verbringen oder arbeiten. Gute Architekturkritik kann aber noch mehr: Sie kann davon berichtet, welchen Einfluss das Haus auf seine Umgebung hat, welche Hoffnungen damit verknüpft sind und warum es so aussieht wie es aussieht. Sie kann von Ausstellungen berichten, die sich mit dem Thema Architektur beschäftigen, und zwar so, dass dem Leser nicht nur die Inhalte nähergebracht werden, sondern das auf so plastische und anregende Weise, dass man zum Besuch angeregt wird. Und sie kann erklären, welche Auswirkungen Gebautes auf die Umwelt haben, was es für die Natur bedeutet, wenn ein Stück Land versiegelt wird, welchen Unterschied es macht, was für ein Material verwendet wird und warum es sich zum Beispiel oft lohnt statt abzureißen umzubauen.

In dem Blockseminar wollen wir uns mit zeitgenössischer Architekturkritik beschäftigen. Wir wollen untersuchen, welche Plattformen sie benützt und wie sich die Formen dabei unterscheiden. Wir wollen überlegen, welche Rolle die Kritik in der aktuellen Debatte über Architektur spielt und was das bedeutet. Und natürlich wollen wir selber schreiben und dabei die unterschiedlichen Textgattungen erkunden: Wie führt man ein Interview? Was braucht es für eine Analyse? Wie verfasst man eine Ausstellungskritik? Wie kommentiert man pointiert? Und vor allem – wie beschreibt und formuliert man so plastisch, dass dem Lesen das Beschriebene greifbar gemacht wird?

Das Blockseminar gliedert sich nach einer Einführung in drei längere Schreibwerkstätten. Unser Seminar wird sich dort in eine temporäre Redaktion verwandeln. Wir werden Interviewgäste empfangen, uns mit Artikeln beschäftigen und vor allem werden wir selbst schreiben und dann mit diesen Texten arbeiten, sie gemeinsam redigieren und sie besser machen.

Das Seminar findet digital und auf Deutsch statt.

Laura Weißmüller ist Redakteurin im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung und verantwortet dort den Bereich Architektur, Design und Stadtplanung.

[Modul AR30233] Projektwerkstatt kuratorische Praxis: Die Macht des Wissens. Antikoloniale Lehrprogramme in Architektur, Kunst und Design. 

Semesterwochenstunden: 4

mit: Vera Simone Bader

Schon während der Kolonisierung, aber vor allem auch nach den Unabhängigkeitsbewegungen in Afrika, Asien und Lateinamerika gab es vom Westen angestoßene Hilfsprogramme für den Süden, die, von Politik und Ökonomie stark unterstützt, den Ausbau von sozialen Infrastrukturen stärken sollten. Die dafür initiierten Bildungs- und Forschungsprojekte sollen in diesem Seminar näher untersucht werden. Gleichzeitig führten die ehemals kolonisierten Länder eigene Projekte, die aus dezidiert dekolonialen Lehrprogrammen hervorgegangen waren und die dazu dienten, den rasanten Entwicklungsprozess mit eigenen Mitteln zu beeinflussen und die Macht des kulturellen Wissens nicht aus der Hand zu geben. In diesem Seminar werden wir Case Studies von diesen beiden Richtungen zusammentragen und überlegen, wie diese für eine Ausstellung aufbereitet werden können. Am Anfang wird eine längere Recherche stehen, bei der wir Inhalte generieren, die wir in einem zweiten Schritt strukturieren und in einem dritten visualisieren wollen. Wichtig wird werden, wie solch komplexe Zusammenhänge in einer Ausstellung überhaupt dargestellt werden können.

[Modul AR30190] Projektwerkstatt kuratorische Praxis: Dekolonisiert! Kontinuitäten und Interventionen.

Semesterwochenstunden: 4

mit: Sarah Maafi und Tonderai Koschke

Das Modul ist zwischen Kunst und Architektur angesiedelt und entwickelt kuratorische Interventionen, um die Spuren des Kolonialismus in deutschen Städten und ihren Gebäuden aufzudecken und zu zeigen. Wir werden Orte des Sammelns und Ausstellens wie Museen, botanische Gärten, Tierparks und öffentliche Kunst untersuchen und die Geschichten, die nicht erzählt wurden, durch kreative Eingriffe neu gestalten.

HINWEIS: Wenn es die Corona-Situation erlaubt, wird das Seminar mit einer Exkursion nach Berlin enden.

'Port to Port' (A visual exploration of energy shipping routes around the world), Advanced Data Visualization Project Image © Spatial Information Design Lab, Columbia University; in collaboration with Thomson Reuters Research Unit

Architekturanalyse (Memory as Resource: Entries to the Contemporary)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Damjan Kokalevski

Wie können wir die historische Analyse nutzen, um die gelebten Bedingungen der Gegenwart zu entschlüsseln und darin zu handeln? Der jüngste Aufstieg von künstlicher Intelligenz und Big Data hat uns in einen noch nie da gewesenen Moment der Menschheitsgeschichte geführt, nämlich in die Zettabyte-Ära. Wir sammeln eine schwindelerregende Menge an Daten, aber noch wichtiger ist, dass sich die Art und Weise, wie wir uns an Geschichte erinnern und sie interpretieren, radikal verändert. Vor diesem Hintergrund werden wir die oft undurchsichtigen Mechanismen und Richtlinien der Datenverwaltung untersuchen und fragen, was heute ein Archiv ausmacht. Ist das Archiv grenzenlos und allgegenwärtig geworden, ist das Wissen demokratischer, und wem gehören die Rechte an einem .jpeg? Schließlich werden wir uns mit den sich verändernden Vorstellungen von Autorschaft und Autorität beschäftigen.

Können wir als Architekten zu Agenten des historischen Wandels werden und ein Gespräch über die Zukunft der Geschichte beginnen, indem wir uns die Art und Weise ansehen, wie räumliche Daten gespeichert, in Umlauf gebracht, interpretiert, kartiert und aktiviert werden? Wie werden Daten zu einem Gegenstand der Wissensproduktion im Architekturdiskurs? Wir werden uns Datenzentren, digitale und automatisierte Archive und Dokumente ansehen und dabei Spuren entdecken, die es uns ermöglichen, ein breites Spektrum an zeitgenössischen Themen wie Umweltgerechtigkeit, Ressourcenpolitik, Privatsphäre und Macht, soziale Gerechtigkeit und Ungleichheit zu diskutieren.

Sommersemester 2021

Freizeitstadt „Schwabylon“, Broschüre, © Architekturmuseum der TUM

[Modul AR30202] Architekturmuseum (Aufbruch – Planen und Bauen im Sog der Olympiade München 1972) 

Semesterwochenstunden: 4

mit: Irene Meissner

München wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg doppelt so schnell wie jede andere deutsche Großstadt. Ende der 1950er-Jahre schien die Aufnahmefähigkeit erreicht zu sein. Um das „Millionen-Dorf“ in eine „Metropole mit Weltstadtcharakter“ umzuwandeln, erarbeitete eine Expertenkommission einen, 1963 vom Stadtrat euphorisch verabschiedeten städtebaulichen Entwicklungsplan (Jensen-Plan), in dessen Bahnen der Aufbruch Münchens in die Moderne erfolgen sollte. 1966 erhielt die Stadt durch die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 1972 einen weiteren wirtschaftlichen und architektonischen Schub, der in den olympischen Sportstätten von Günter Behnisch und Partner kulminierte, mit denen eine Anlage von internationalem Rang entstand.

Im Seminar sollen die Bautätigkeit, die mit einem architektonischen Maßstabssprung einherging, und die Folgen dieses Wachstums untersucht werden. Schneisen wurden durch die Stadt geschlagen, Tunnelbauwerke, Büro-Giganten und Wohngebirge errichtet, Fußgängerzone, U- und S-Bahn entstanden. Großsiedlungen wie Neuperlach, der Arabellapark, das Bürohochhaus der HypoVereinsbank oder die Bürosiedlung Tucherpark stehen synonym für diese Entwicklung. Die Technikeuphorie und der Glaube an unbegrenztes Wachstum gipfelten in der „Freizeitstadt Schwabylon“, eine einzigartige Poparchitektur à la Archigram. Aber auch letzte Stadtreparaturen kamen mit Glyptothek und altem Rathausturm zum Abschluss und mit der Wohnanlage an der Genter Straße entstand, auf der Basis eines industriellen Tragsystems, eine in ganz Deutschland beachtete neue Wohnform für eine offene und kommunikative Lebensform.

Im Glauben an unbegrenztes Wachstum kulminierten um 1970 Machbarkeitsfantasien und Träume von der Umgestaltung der Gesellschaft, die kurz nach der Olympiade mit der weltweiten Energiekrise zusammenbrachen. Schon die zeitgenössische Kritik dieses Umbruchs reichte in München von „Alpen-Chicago“ bis zu einer „Weltstadt mit Herzinfarkt“, der die „menschliche“ Architektur der olympischen Anlage gegenübergestellt wurde. Im Rückblick soll die Architektur dieser Auf- und Umbruchzeit auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung Münchens untersucht werden.

Die Ergebnisse der Untersuchung über die Bautätigkeit dieser Jahre werden in die Ausstellung „München Olympiastadt 1972“ einfließen, die 2022 im Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne präsentiert wird.

AJA Konzept © Screenshot von Hadir Al Koshta

[Modul AR30428] Architektur Jahresausstellung II (Projekt: Jahresausstellung)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Barbara Wolf

Die Jahresausstellung bietet im Besonderen den Studierenden, aber auch den Lehrenden der Architekturfakultät ein Forum, das Gesamtspektrum aller Forschungs- und Entwurfsleistungen den Fachkolleg*Innen wie der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. 2021 wird die Ausstellung weitgehend im digitalen Raum präsentiert.

Nach den konzeptionellen Vorarbeiten im WS 20/21 steht in diesem Seminar die Konkretisierung der Inhalte sowie deren Umsetzung in ein Ausstellungsformat im Vordergrund. Zusammen mit der Fachschaft werden unterschiedliche Präsentationsformen entwickelt und ein facettenreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Interviews, live chats etc. ausgearbeitet. Neben gestalterischen und technischen Fragen geht es dabei auch um eine effektive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Lehr- und Lernmethode: Gruppenbezogene Projektarbeit
Teilnahmekriterien: Regelmäßige Anwesenheit

[Modul AR30347] Projektwerkstatt Ausstellungsgestaltung (Avant-Gardens and Pixel Plans. Landschaftsarchitektur als kuratorisches Aufgabenfeld) 

Semesterwochenstunden: 2

mit: Sina Brückner-Amin

Städte und ihre Identitäten sind immer an die Bilder gebunden, die wir mit ihnen assoziieren: Monumente und Skylines, lokale Architektur und Landschaft. Dies gilt besonders für Orte, die wir nie besucht haben, sondern durch collagenartige Vorstellungen aus Kino, Fotografie und digitalen Medien verinnerlicht haben. Im Kontrast zur ständigen Nutzung von Navigations-Apps, sind Land- und Straßenkarten sowie U-Bahnnetzpläne vernachlässigte Elemente von bildlichem Wissen, die wir jedoch brauchen, um uns im täglichen Leben zu orientieren und navigieren. Diese Piktogramme sind, meist von der Landes- oder Stadtregierung bereitgestellt, abstrahierte Werkzeuge für Hilfe, aber auch Kontrolle. Wie Grenzen, arbeiten Bilder daran mit, eine Stadt und ihre Bewohner_innen zu formen: Vom "Inneren Ring" zu "äußeren" Stadtteilen, vom Penthouse-Blick zur "bunten" Nachbarschaft. Das Seminar untersucht die komplexe Verbindung von Bild- und Informationsproduktion in der Stadt und Stadtproduktion durch visuelle Information. Die Techniken der Kartierung, des Filmens und der Überwachung werden zu Bewegungen und Medien in Bezug gesetzt, um eine kritische Analyse von urbanem Raum und seiner historischen und gegenwärtigen Repräsentation anzugehen.

Ausstellung in Bregenz © Daniel Talesnik

[Modul AR30347] Projektwerkstatt Ausstellungsgestaltung (Germany, Austria and Switzerland: We Need to Talk About Homelessness)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Daniel Talesnik

Eine Ausstellung von Studierenden und Kurator*innen des Lehrstuhls für kuratorische Praxis:
Zuhause - kaum etwas erscheint in Zeiten der Corona-Pandemie wichtiger. Gleichzeitig ist das Ausmaß der Obdachlosigkeit selten so sichtbar wie heute – wenn die Straßen leer sind, sind Obdachlose die einzigen, die zurückbleiben. Überall auf der Welt steigt die Zahl der Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind. Wir müssen darüber reden. Die Ausstellung We Need to Talk About Homelessness analysiert das Thema anhand der von Obdachlosigkeit ausgehenden Raumbildung innerhalb der Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz und beleuchtet dabei die Zusammenhänge von Wohnungswesen und Gesellschaft. Was definiert ein Zuhause? Wer hat ein Recht auf Wohnen? Und wie wird Wohnen zu Reintegration?

* Dieses Seminar ist für Studierende des vorangegangenen Semesters. Ziel ist es, die Bregenzer Ausstellung für den Münchner Design Built Pavilion 333 und eine Veranstaltungsreihe parallel zur Novemberausstellung in der Pinakothek der Moderne zu planen.

Jackson Pollock in seinem Atelier, 1949 © Martha Holmes

[Modul AR30233] Projektwerkstatt kuratorische Praxis (Der Mythos des Authentischen in Architektur und Kunst)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Simone Bader und Stephanie Weber

Der Mythos des Authentischen zieht bis heute seine Kreise in Architektur und bildender Kunst: In der Architektur gilt Authentizität als ein Qualitätssiegel, das sich gestern wie heute hoher Konjunktur erfreut. Von Gottfried Semper und den Mitglieder der Arts and Crafts-Bewegung über Alison und Peter Smithson, Giancarlo de Carlo und Lina Bo Bardi bis hin zu Herzog De Meuron – das Echte, das Ursprüngliche, das Wahrhaftige und Originale zieht sich durch die Projekte dieser unterschiedlichen Architekt*innen, sei es als Affirmation oder als Fragestellung.

Die Auseinandersetzung mit dem Authentischen trat in der westlichen Moderne – im Zuge der fortschreitenden Urbanisierung, Industrialisierung und der europäischen Kolonialherrschaft – auf und findet ihre Fortsetzung in der Globalisierung. Sie geht Hand in Hand mit einer idealisierten Vorstellung von Tradition und Individualität, die seit dem 19. Jahrhundert Kultur prägt. Es verwundert daher nicht, dass fast zeitgleich eine anthropologische Wende in den Geisteswissenschaften zu beobachten ist, die in verschiedensten Disziplinen als Suche nach einem Vorzustand einer als korrumpiert empfundenen Gegenwart zum Tragen kommt. Eng an Vorstellungen eines “wahren” inneren Seins gebunden, geht mit dem Authentischen ein Fokus auf das Autor*innensubjekt sowie eine Rangordnung der Autor*innen und Künste einher, die unser Verständnis von Kunst und Kreativität weiterhin lenken. Wir denken etwa an die Faszination der Künstler*innen des Blauen Reiter (Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, u.a.) für Volks- und Kinderkunst, die medial inszenierte Kreativität eines Jackson Pollock, oder an die Vermarktung “exzentrischer” Figuren wie Yayoi Kusama.

Dabei ist der Begriff des Authentischen extrem diffus: Er impliziert ein widersprüchliches Spektrum an Bedeutungen und bot (und bietet) sich so geradezu an, propagandistisch eingesetzt und als Legitimationsstrategie usurpiert zu werden. Denn was nicht authentisch ist, muss künstlich sein, ist imitiert und damit in seiner Intention unaufrichtig.

In der Kunsttheorie sowie in der Philosophie und Ethnologie wurden Authentizitätskonzepte breit diskutiert, weswegen sie als Referenz- und Ausgangspunkte für eine Diskussion in der Architektur dienen sollen. Im Seminar gehen wir auf die Rolle des Authentischen bei Rekonstruktionen von historischen Gebäuden genauso ein, wie wir uns Künstler*innen und Architekt*innen anschauen, die sich von den vermeintlich „unberührten“ und „unbewussten“ Werken von sogenannten “Primitiven”, Kindern, Insass*innen und Psychatriepatient*innen inspirieren ließen. Mittels Texten aus relevanten Disziplinen wie der Anthropologie, Psychologie und Philosophie werden ihre Haltungen im Seminar sorgfältig analysiert und diskutiert, auch vor dem Hintergrund ihrer gesellschaftspolitischen Bedeutung.

Passend dazu schauen wir uns Architekt*innen und Künstler*innen aus Europa, aber auch aus den ehemaligen kolonisierten Ländern an, die sich mit dem Authentischen als identitätsbildende Praxis auseinandergesetzt haben. Sie forderten die (Re)konstruktion neuer Gesellschaften und Kulturen. Auf diese Weise wollen wir ein aus der Begrifflichkeit und seiner jeweiligen Intention hervorgerufenes Spannungsfeld aufmachen, dass die Bandbreite der Diskussionen widerspiegelt.

Detail Barcelona-Pavilion © Andres Lepik

[Modul AR30428] Architekturanalyse (Mies Exhibits / Exhibiting Mies. Exhibitions by and on
Mies van der Rohe) 

Semesterwochenstunden: 4

mit: Andres Lepik

Nur wenige Architekten des 20. Jahrhunderts haben einen vergleichbaren Status erreicht wie der geradezu mythische Ludwig Mies, alias: Mies van der Rohe. Seine Beiträge zu Architekturausstellungen in den 1920er Jahren und seine Rolle als Kurator von Ausstellungen trugen wesentlich dazu bei, dass er diesen Bekanntheitsgrad erreichte. In den letzten zwei Jahrzehnten hat die produktive akademische Forschung über sein architektonisches Werk, seine Biographie, Theorie und Wirkung eine große Anzahl von Büchern und Artikeln hervorgebracht. Aber eine detaillierte Analyse seiner Ausstellungen und seiner kuratorischen Konzepte steht noch aus, einschließlich einer genaueren Betrachtung des Einflusses und der Wirkung von Mitwirkenden an seinen Ausstellungen wie Lilly Reich. Über eine nähere Betrachtung der verschiedenen Ausstellungen, an denen er teilnahm oder die er selbst organisierte, sowie einige der Ausstellungen zu seinem Werk und einige legendäre Gebäude, die Ausstellungen beherbergen, gilt es zu untersuchen. Das Seminar wirft einige elementare Fragen auf: Wie hängt die Praxis des Ausstellens in den von Mies van der Rohe konzipierten Räumen mit seiner architektonischen Ausbildung zusammen? Wie haben seine Erfahrungen mit Ausstellungen seine Raumkonzepte beeinflusst und umgekehrt? Wie können Gebäude von Mies van der Rohe für Ausstellungen aktiviert werden?

(HINWEIS: Wenn es die Corona-Situation erlaubt, wird das Seminar mit einer Exkursion nach Berlin enden, um die Neue Nationalgalerie, das Haus Lemke und andere relevante Gebäude zu besichtigen).

[Modul AR20036] Architekturvermittlung (Model workshop / Exhibition "Wer ist der Nächste?") 

Semesterwochenstunden: 2

mit: Daniel Talesnik

In Verbindung mit unserer laufenden Forschung zur Obdachlosigkeit und ihren Beziehungen zur Architekturpraxis, werden, in unserer bevorstehenden Ausstellung im November, 20 internationale Projekte zum Thema vorgestellt. Die meisten Projekte sind Wohnhäuser, zudem gibt es öffentliche Badezimmer in Tokio und ein Mausoleum in Santiago de Chile. Im Seminar wird untersucht, welche Architekturmodelle für die Ausstellung erstellt werden können, um einige der Ideen dieser Projekte darzustellen. Dies ist ein praktischer Workshop. Wir werden über Modelle nachdenken und sie herstellen. (Der Lehrstuhl bezahlt für die Materialien und wir hoffen, dass wir Zugang zur Werkstatt der Universität bekommen). Wir werden auch Modelle aus der historischen Sicht betrachten, die architektonische Repräsentation diskutieren und darüber nachdenken, wie die Gebäude und Räume, die wir für die Ausstellung hervorheben möchten, am besten dargestellt werden können.

Dieses Seminar wird von Dr. Daniel Talesnik unterrichtet und der Workshop-Teil von Kerem Ilyas Kerem Yilmas unterstützt.

© Cansu Degirmencioglu

[Modul AR20036] Architekturvermittlung (Representations of Modern and Sanitary House)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Cansu Degirmencioglu

Die Zusammenarbeit zwischen Architektur und Medizin hat im Hinblick auf die gesellschaftlichen Abstandsregeln zur Verhinderung der Ausbreitung des COVID-19 Aufmerksamkeit erlangt, indem der häusliche Raum mit neuen Funktionen und neuen Kriterien in Bezug auf Sauberkeit und Gesundheit betrachtet wurde. Von der Mitte des neunzehnten bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden solche Kriterien von den Promotoren der Haushaltsrationalisierung, medizinischen Experten, Hygienikern sowie Architekten und Designern im Zuge der Modernisierung in die Wohnräume eingeführt. So verwandelten wissenschaftliche Normen und medizinisches Wissen die häusliche Umgebung in einen therapeutischen, sanitären und komfortablen Raum. Während die Architekten und Ärzte Techniken und Terminologie voneinander entliehen, nahmen verschiedene Medien der Propaganda und der Populärkultur Grafiken und Texte auf, um das gesunde und hygienische Zuhause zu beschreiben und zu materialisieren, indem sie sanitäre Möbel, moderne Bäder und staubfreie Umgebungen mit frischer Luft anpriesen.

Dieser Kurs konzentriert sich auf die medizinischen und sanitären Aspekte des modernen Hauses, durch die Untersuchung von Debatten über moderne Architektur, wissenschaftliche Hauswirtschaftstheorien und Materialität des Alltagslebens, die in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts produziert wurden. Der Kurs ist in drei Abschnitte gegliedert: Er beginnt mit Vorträgen, die den historischen und architektonischen Kontext abdecken, dann folgen interaktive Sitzungen, in denen eine Auswahl von Artikeln analysiert und diskutiert wird. Während des Kurses konzentriert sich jeder Student auf einen bestimmten Ansatz zur Analyse des gesunden Hauses, wie z.B. biopolitischer Kontext, Eugenik, Gender Studies, Infrastruktur, anthropologische Aspekte von Schmutz und Sauberkeit, Gestaltung der räumlichen Komponenten usw. Für den letzten Abschnitt werden die Student*innen gebeten, ihre Ergebnisse in einem Essay zu präsentieren.

Das Seminar findet auf Englisch statt.

Asakusa in Tokio, 2019 © Laura Weißmüller

[Modul AR20112] Architekturkommunikation (Architekturausstellung / Architekturkritik)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Laura Weißmüller

Häuser kann man auch aus Wörtern bauen. Zumindest so, dass sie im Kopf eines Lesers sichtbar werden und ein Bild entsteht, das zeigt, wie die Architektur beschaffen ist und was sie für die Menschen bedeutet, die darin wohnen, Zeit verbringen oder arbeiten. Gute Architekturkritik kann aber noch mehr: Sie kann davon berichtet, welchen Einfluss das Haus auf seine Umgebung hat, welche Hoffnungen damit verknüpft sind und warum es so aussieht wie es aussieht. Und sie kann von Ausstellungen berichten, die sich mit dem Thema Architektur beschäftigen, und zwar so, dass dem Leser nicht nur die Inhalte nähergebracht werden, sondern das auf so plastische und anregende Weise, dass man zum Besuch angeregt wird.

In dem Blockseminar wollen wir uns mit zeitgenössischer Architekturkritik beschäftigen. Wir wollen untersuchen, welche Plattformen sie benützt und wie sich die Formen dabei unterscheiden. Wir wollen überlegen, welche Rolle die Kritik in der aktuellen Debatte über Architektur spielt und was das bedeutet. Und natürlich wollen wir selber schreiben und dabei die unterschiedlichen Textgattungen erkunden: Wie führt man ein Interview? Was braucht es für eine Analyse? Wie verfasst man eine Ausstellungskritik? Wie kommentiert man pointiert? Und vor allem – wie beschreibt und formuliert man so plastisch, dass dem Lesen das Beschriebene greifbar gemacht wird?

Das Blockseminar gliedert sich nach einer Einführung in drei längere Schreibwerkstätten. Unser Seminar wird sich dort in eine temporäre Redaktion verwandeln. Wir werden Interviewgäste empfangen, uns mit Artikeln beschäftigen und vor allem werden wir selbst schreiben und dann mit diesen Texten arbeiten, sie gemeinsam redigieren und schließlich die besten Texte auswählen.

Das Seminar findet digital und auf Deutsch statt.

Laura Weißmüller ist Redakteurin im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung und verantwortet dort den Bereich Architektur, Design und Stadtplanung.

Wintersemester 2020 | 2021

In der Nähe des Englischen Gartens, München, 2020 © Jakob Barhet

[Modul AR0000003393] Projekt MA (Germany, Austria and Switzerland: We Need to Talk About Homelessness)

Semesterwochenstunden: 6

mit: Daniel Talesnik und Andres Lepik

Mit der Coronakrise hat sich die Dringlichkeit der Obdachlosigkeit geändert, angefangen mit der Unmöglichkeit, dass Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, die soziale Distanz ohne ein Zuhause respektieren sollen. Was normalerweise ein Problem für ihre Gesundheit ist, ist kontroverserweise auch zu einem Gesundheitsproblem geworden. Während Städte versuchen, raue Schwellen zu schützen, indem sie sie aus dem öffentlichen Raum verlegen, sind wir mit den Mängeln und der begrenzten Reaktionsfähigkeit von Stadtmaschinen konfrontiert. Während die Ursachen für Obdachlosigkeit vielfältig sind, sind die Konsequenzen, wenn man sich ohne Obdach befindet, für diejenigen, die es erleben, ähnlich. Insgesamt gehören die Obdachlosen eindeutig zu denen, am wenigsten geschützten Mitgliedern unserer Gesellschaften. Darüber hinaus ist Obdachlosigkeit nicht nur eine persönliche Tragödie, sondern auch ein systemisches Problem, das systemische Lösungen erfordert. Die städtischen und architektonischen Disziplinen reagieren auf diese Krise in der Regel mit Wohnraum. Andere Formen des Schutzes - und das Nachdenken über ihre Zugänglichkeit - sind jedoch ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Durch die Berücksichtigung globaler Statistiken einerseits und die Bereitstellung studentischer Forschung zur Obdachlosenkrise in mehreren Städten in Österreich, Deutschland und der Schweiz, sowie eine eingehende Analyse von Architekturprojekten im Zusammenhang mit Obdachlosigkeit in jeder untersuchten Stadt ist diese Forschungsausstellung eine Handlungsaufforderung für die Architekturdisziplin. Wir möchten nicht nur auf ein dringendes Problem mit einer Ausstellung aufmerksam machen, sondern auch über Maßnahmen, Materialien, Strukturen und Räumen nachdenken und Fragen formulieren, mit denen sich die Architektur befassen kann.

Proteste der Kampagne No Humboldt 21! © Photographers in Solidarity

[Modul AR30233] Dekoloniale Strategien in Kunst und Architektur. Architekturgeschichte und kuratorische Praxis (Master)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Simone Bader und Stephanie Weber

Die Lehrveranstaltung wird ONLINE per Videokonferenz/Zoom durchgeführt.

Das Seminar „Dekoloniale Strategien in Kunst und Architektur“ nimmt die Debatte auf, die gegenwärtig auf der Straße aber auch an Kulturinstitutionen und Universitäten weltweit geführt wird. Die Entstehung moderner westlicher Gesellschaften und ihr Selbstverständnis sind untrennbar mit der Kolonialgeschichte verbunden. Bis heute bedeutet die Freiheit einiger zugleich die Unsichtbarmachung oder Unterjochung anderer. Welche Rolle spielten Architektur und Kunst in dieser Situation und welche Position beziehen sie heute? Inwiefern waren sie konstitutiv für die Formulierung einer vermeintlichen anthropologischen Differenz (Ungleichheit der Menschen) beteiligt und inwieweit dienten ihre Werke zur Rechtfertigung einer Dominanz der einen über die anderen?

Im Seminar sollen anhand von Fallbeispielen, die vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute reichen, zunächst grundlegende Fragen betrachtet werden: Welche Formen von gesellschaftlichen Machtverhältnissen waren und sind vorherrschend und wie manifestieren und konstituieren sich diese in Architektur, Kunst und Ausstellungspraxis? Erst aus der Analyse von Darstellungskonventionen und Machtstrukturen in verschiedenen Bereichen derKultur kann ein differenziertes Bild der Problematik gezeichnet sowie Möglichkeiten aufgezeigt und geprüft werden, um diese in ihren vielfältigen Erscheinungsformen zu erkennen und aufzubrechen.

Architektur JahresAusstellung 2020 - Webseite © AJA

[Modul AR304276] Architektur Jahresausstellung I (Projekt: Jahresaussstellung)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Barbara Wolf

Die Jahresausstellung bietet im Besonderen den Studierenden, aber auch den Lehrenden der Architekturfakultät ein Forum, das Gesamtspektrum aller Forschungs- und Entwurfsleistungen den Fachkolleg*Innen wie der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Nach der mit großer Akzeptanz angenommenen Veranstaltung im Juli 2020 wird die Ausstellung 2021 zumindest zu Teilen im digitalen Raum stattfinden, u.U. auch erstmals wieder in der ansonsten für diesen Zweck genutzten „Immathalle“.

Zusammen mit der Fachschaft sollen in diesem Seminar die Konzeption der Ausstellung, unterschiedliche Präsentationsformen und Möglichkeiten für deren Realisierung diskutiert und außerdem ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Vorträgen, Interviews, live chats etc. ausgearbeitet werden. Neben inhaltlichen Belangen wird es dabei konkret um Fragen der gestalterischen und technischen Umsetzung gehen wie auch um eine effektive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Lehr- und Lernmethode: Gruppenbezogene Projektarbeit.

Teilnahmekriterien: Regelmäßige Anwesenheit

München: Festdekoration zum „Tag der Deutschen Kunst“ 1937 © Architekturmuseum der TUM

[Modul AR0000003231] Architekturmuseum (1937: Ein Jahr im Spiegel von Architektur, Kultur und Politik) (Master)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Irene Meisner

Im Seminar begeben wir uns auf eine Zeitreise um das Jahr 1937 in all seinen Facetten – auch mit dem Blick des Auslands auf NS-Deutschland – zu erkunden.

Neben bedeutenden Bauten, die in diesem Jahr entstanden, geht es auch um kulturelle Phänomene wie Ausstellungen, Alltagsbegebenheiten und Details, die mit den Bauten zusammenhängen und das Jahr bestimmen.

1937 ist die nationalsozialistische Diktatur nach Innen gefestigt, die Wirtschaft hat sich erholt und die Bevölkerung fühlt sich zunehmend wohl, obwohl Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden überall in den Städten und auf dem Land sichtbar und die Regimegegner mundtot gemacht worden sind. Im Juli wird das KZ Buchenwald bei Weimar eröffnet und gleichzeitig beginnt der Bau des nationalsozialistischen Gauforums (Hermann Giesler) in der Thüringer Hauptstadt, durch das sich die Goethe-Bauhaus-Stadt grundlegend verändert. Der in die USA emigrierte Bauhausgründer Walter Gropius erhält 1937 einen Lehrstuhl an der Harvard-Universität und plant in Lincoln sein neues Wohnhaus, mit dem er die typische Holzkonstruktion Neuenglands in eine moderne Architektur transformierte. In München werden 1937 der „Führerbau“, das Haus der Kunst und – davon nur wenige hundert Meter entfernt – die Ausstellung „Entartete Kunst“ eröffnet sowie das „Dörner Institut“ als eigenes Reichsinstitut für Maltechnik gegründet. Im September trifft Mussolini zum fünftägigen Staatsbesuch in München ein und residiert in dem eigens für ihn aus- und umgebauten Prinz-Carl-Palais. In Paris lässt sich NS-Deutschland auf der Weltausstellung feiern. Vor dem Eifelturm konkurrieren der sowjetische Pavillon von Boris Iofan und der einem „Sarg“ gleichenden monumentale Pavillon mit einem hohen hohlen Turm von Albert Speer, der eine Goldmedaille erhält. Im Pavillon der spanischen Republik von Luis Sert ist Picassos Gemälde „Guernica“ zu sehen, dass die Vernichtung der Stadt durch deutsche Flugzeuge zeigt. 1937 wird das „Gesetz über die Neugestaltung der deutschen Städte“ erlassen und Hitler ernennt Albert Speer zum Generalbauinspekteur für Berlin, das mit Monumentalbauten umgestaltet werden soll. Berlin ist 1937 auch Schauplatz der u.a. von Egon Eiermann gestalteten NS-Propagandaschau „Gebt mir vier Jahre Zeit“ und in Düsseldorf zeigt der gleichgeschalte Deutsche Werkbund die „Reichsausstellung Schaffendes Volk“ in modern gestalteten Bauten von Emil Fahrenkamp. 1937 wird die Deutsche Presse angewiesen, keine Meldungen mehr über den ausgebürgerten Thomas Mann zu veröffentlichen, Papst Pius XI. wendet sich in der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ gegen das NS-Regime, das Großluftschiff „Hindenburg“ geht kurz vor der Landung in Lakehurst (New Jersey) in Brand, der ehemalige Architekturstudent Luis Trenker vollendet seinen Film „Der Berg ruft“ und Frauen dürfen nur noch studieren, wenn sie zuvor einen Arbeitsdienst ableisten.

Der konzentrierte Blick auf die Ereignisse eines Jahres liefert völlig neue Einblicke und hilft die Zusammenhänge von Architektur, Kultur und Politik zu vertiefen und zu verstehen.

Die Lehrveranstaltung wird ONLINE per Videokonferenz/Zoom durchgeführt.

Arata Isozaki, Wettbewerb Museen des 20. Jahrhunderts (Pinakothek der Moderne), 1992 © Architekturmuseum der TUM

[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren.

Seminar: Museumsprojekte im Archiv

Semesterwochenstunden: 2

mit: Anja Schmidt

Die Lehrveranstaltung wird als Hybrid durchgeführt.

Neben den realisierten Museen in Deutschland gibt es eine Vielzahl von ungebauten Museumsprojekten, die unmittelbar nach der Planung oder dem (nicht gewonnenen) Wettbewerb in der Schublade verschwanden. Sehr oft sind diese Projekte zu Unrecht in Vergessenheit geraten.Im Archiv des Architekturmuseum liegen hunderte von Planzeichnungen, Skizzen und Modelle solcher einzigartiger und ideenreicher Entwürfe, die niemals an eine breitere Öffentlichkeit gelangten. Wer weiß zum Beispiel, dass sich der Japaner Arata Isozaki am Wettbewerb für die Pinakothek der Moderne beteiligt hatte und wie sein Entwurf aussah? Wäre dieser aus heutiger Sicht besser gelungen, als der von Stefan Braunfels ausgeführte Bau? Oder wer kennt die monumentalen Museumsplanungen, die noch 1945 für "Großberlin" in Auftrag gegeben wurden? Im Rahmen des Seminars sollen solche nicht realisierten Bauprojekte anhand der Originalzeichnungen und Modelle rekonstruiert und vorgestellt werden. Dabei haben die Studierenden die Möglichkeit, direkt am Original zu arbeiten.

Seiten mit der Anticorodal-Werbung, dem Stile-Cover und der Doppelseite Domus © Flavia Crisciotti

[Modul AR0000004413] Architekturkommunikation / Layout-ing Architecture (Bachelor)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Flavia Crisciotti

Architekturzeitschriften erzählen neben der Baugeschichte auch über die Art und Weise, wie sie konzipiert, produziert und illustriert wurden. Wie der italienische Architekt Paolo Portoghesi treffend bemerkte, sind die Veränderungen des Seitenlayouts untrennbar mit dem sich wandelnden Architekturverständnis verbunden. Als zum Beispiel der Umbruch des Grafikdesigns und der Fotografie in den 1930er Jahren die visuelle Kultur veränderte, begannen Architektur und Typografie abstrakte geometrische Formen, asymmetrische Komposition und das Raster zu teilen. „Was ist ein rationalistisches Gebäude, wenn nicht ein Seitenlayout?“ fragte der Kunstkritiker G. Modiano 1934 provokativ die Leser des Campo Grafico und positionierte die Phänomene als zwei miteinander verbundene Modalitäten der Moderne. Die Wechselwirkungen zwischen Architektur und Mise-en-Page waren jedoch nicht nur formaler Natur.

Die Architekten der Moderne gestalteten oft das Layout, um spezifische Botschaften und Perspektiven auf die gebaute Umwelt zu vermitteln.Durch kritische Lektüren von Architekturzeitschriften, insbesondere Casabella, Das Neue Frankfurt, De Stijl, Die Form, Domus, L'Architecture d'Aujourd'hui und Stile, zeigt der Kurs, dass ein Layout alles andere als marginal ist. Vielmehr spiegelt es funktionale Überlegungen, soziale Ideale und politische Umwälzungen, ideologische und wirtschaftliche Zwänge und materielle Technologien wider. Mit anderen Worten: Das Layoutoffenbart unterschiedliche Auffassungen von Architektur, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Diskutiert werden Inhalt, Komposition und Darstellungstechniken, die zur Beschreibung moderner Gebäude verwendet wurden, sowie der Kontext, in dem die Zeitschriften veröffentlicht wurden. Die Studierenden werden gebeten, ein Gebäude auszuwählen, es unter anspruchsvollen historiographischen Gesichtspunkten zu untersuchen und in einem Artikelformat zu präsentieren.

Modellbauer Theodore Conrad mit einem Modell des Reynolds Metals Building © Doris Conrad Brown

[Modul AR0000003230] Das Architekturmodell (Bachelor)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Teresa Fankhänel

Dieser Kurz konzentriert sich auf die Geschichte eines der wichtigsten Werkzeuge in der Architektur: Architekturmodelle und ihre Geschichte, Materialien und Techniken. Ziel dieses Kurses ist es, ein grundlegendes Verständnis von Architekturmodellen zu vermitteln und den Studierenden dabei zu helfen, grundlegende akademische Lese- und Schreibfähigkeiten zu entwickeln. Das Seminar ist in drei Abschnitte unterteilt. In den ersten beiden Lektionen geht es darum, eine Definition dafür zu finden, was ein Architekturmodell ist und wie es im Laufe der Geschichte verwendet wurde. In den folgenden vier Lektionen wird untersucht, wie Modelle hergestellt werden und von wem sie hergestellt werden. In den letzten vier Lektionen werden weitere Anwendungen von Modellen untersucht.

Hassan Fathy, New Baris Village © Viola Bertini 2019

[Modul AR0000004447] Architekturvermittlung (Architekten und ihre Materialien)  (Bachelor)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Gabriella Cianciolo Cosentino

Im Laufe der Geschichte hat die Entwicklung neuer Materialien radikale funktionale und ästhetische Veränderungen in der Architektur ermöglicht. Seit dem 19. Jahrhundert, mit der Einführung von Gusseisen und Stahlbeton in die Welt des Bauens, experimentierten Architekten mit neuen Baumaterialien, die ihren Einsatzbereich enorm erweiterten und sowohl die Entwurfsmethoden als auch die Bauprozesse revolutionierten. In jüngster Zeit hat das Aufkommen digitaler Technologien und computergestützter Entwürfe zu einem erneuten Interesse an Materialien als Katalysator für Innovationen geführt.

Heute steht den Architekten eine Vielzahl von Baumaterialien zur Verfügung: billig und teuer, natürlich und künstlich, traditionell und neu, ökologisch und hyper-technologisch. Einige Architekten differenzieren ihre Produktion durch die Verwendung verschiedener Materialien, während andere sich mit einem bestimmten Material identifizieren, das zu einem wesentlichen Merkmal ihrer Sprache wird, zu einer Art "Signatur". Mit dem Aufkommen der nachhaltigen Architektur und einer immer größeren Aufmerksamkeit für Umweltfragen, wird die Rolle der Materialwissenschaft in der Architektur deutlicher denn je.

In diesem Seminar werden die konstruktiven, ethischen, ästhetischen, philosophischen, wirtschaftlichen und ökologischen Gründe für die Wahl eines bestimmten Materials untersucht. Jeder Student wird sich auf einen Architekten konzentrieren und die Art und Weise untersuchen, wie er/sie ein Material wie Ziegelstein, Stein, Beton, Holz, Glas, Metall, Kunststoff, Keramik, Ton, Licht, Wasser oder synthetische Verbundstoffe verwendet. Es werden nur Beispiele aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert beleuchtet.

Ein tieferes Bewusstsein für die Physikalität der Materie ist in der Architektur entscheidend. Das Endziel des Seminars ist es jedoch, nicht nur über konstruktive, technische und formale Merkmale nachzudenken, sondern auch über die Materialien selbst als Bedeutungsträger sowie über die Art und Weise, wie sie in bestimmten Epochen und Kulturen symbolische, ideologische und politische Dimensionen erhalten.

[Modul AR0000005061] Architecture on Paper

Semesterwochenstunden: 2

mit: Sina Zarei Hajiabadi

Dieser Kurs konzentriert sich auf die Idee, dass Architektur nicht nur aus festen Materialien besteht, sondern auch aus Wörtern, Sätzen und intellektueller Rhetorik. Um diesen unterschiedlichen Ansatz zu verstehen, ist es wichtig, das Konzept der „Bedeutung der Architektur“ als Produkt der schriftlichen Medien zu diskutieren. Der vorgeschlagene Kurs beginnt mit der Definition der Begriffe „Bedeutung“ und „Diskurs“ als Grundmaterialien für das Verständnis der Architektur, die außerhalb der gebauten Umgebung oder „auf Papier“ gestaltet wird. Es wird auch versucht, ein grundlegendes Verständnis einiger der wichtigsten Diskurse der „schriftlichen Architektur“ zu erlangen, indem die Texte mehrerer Architekturmagazine gelesen und analysiert werden, die in verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten Bedeutungen für das Gebiet hervorgebracht haben. Nachdem die Studierenden zunächst ein allgemeines Verständnis von „Architektur als Diskurs“ vermittelt und verschiedene „Diskurse über Architektur“ eingeführt haben, werden sie gebeten, einen der diskutierten Diskurse (Ansätze zum Schreiben über Architektur) auszuwählen und eine kurze Anmerkung zu einem darauf basierenden Thema des Feldes vorzubereiten. Der Kurs wird in drei Abschnitten angeboten: Eine Einführung in „Bedeutung“ und „Diskurs“. Vermittlung eines allgemeinen Verständnisses der verschiedenen Bedeutungen von Architektur, wie sie in mehreren Magazinen unterschiedlicher Kontexte dargestellt werden. Zudem der Versuch, Architekturtexte aus verschiedenen möglichen Blickwinkeln zu erstellen. Daher soll dieser Kurs den Studierenden helfen, ihre allgemeinen Fähigkeiten zur kritischen Analyse und zum Schreiben zu verbessern, indem sie ihre Kenntnisse über Architektur als Produkt des Schreibens erweitern. Und ihnen gelichzeitig dabei helfen, ein besseres Bewusstsein für Architektur zu schaffen, indem unterschiedliche Definitionen dieses Phänomens berücksichtigt werden.

Sommersemester 2020

Jahresschau 2015 © Fakultät für Architektur

[Modul AR30428] Architektur Jahresausstellung II (Master)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Andres Lepik

Die Jahresausstellung der Architekturfakultät hat sich in den vergangenen Jahren räumlich und inhaltlich immer wieder neu präsentiert. Seit 2019 wird die Immatrikulationshalle im Erdgeschoss des Hauptgebäudes der Architekturfakultät als zentraler Ausstellungsort bespielt. Die „Immathalle“ dient dabei gleichzeitig als Verteiler, um die Lehrstühle oder Einrichtungen der Architekturfakultät, an denen Projekt- und Forschungsarbeiten präsentiert werden, zu erreichen.

In dem einsemestrigen Seminar gilt es aufbauend auf einem im Wintersemester für die Jahresausstellung erarbeitenden Konzepts, dieses zu verfeinern und technisch umzusetzen. Dazu werden Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit der Detailplanung der Ausstellung – Gestaltung und räumliche Umsetzung, Auswahl von Exponaten, Einrichtung der Ausstellung, Beleuchtung, Grafik, Finanzierung und Sponsoring, Zeitplan und Organisation, Begleitprogramm, Presse und Marketing – befassen. Ziel ist es, am Ende des Semesters die jeweilige Architektur Jahresausstellung zu eröffnen.

Das Seminar wird in Zusammenarbeit mit der Fachschaft durchgeführt.

Neues Archiv, Architekturmuseum der TUM, 2019 © Myrzik und Jarisch

[Modul AR30076] Architekturanalyse / Collecting, Preserving and Exhibiting Architecture Media (Master)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Andres Lepik und Daniel Talesnik

Unter den vielen Herausforderungen, die durch die COVID-19-Krise aufgeworfen wurden, müssen Architekturmuseen ihre Ausstellungsweise überdenken und überlegen, wie sie ihre Sammlungen in Zukunft verfügbar und relevant machen können. Architekturmuseen haben im Vergleich zu Kunstmuseen eine kürzere Geschichte, da letztere bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden können, und die Merkmale dessen, was sie sammeln und wie sie ihre Materialien präsentieren, werfen ganz andere Probleme auf. Während die erste der Architektur gewidmete kuratorische Abteilung 1932 am Museum of Modern Art in New York eingerichtet wurde, geht das Architekturmuseum selbst erst auf das Jahr 1934 zurück, als das Schtschusev-Architekturmuseum in Moskau gegründet wurde. Genau wie im Museum für physische Kunst, wo sich ein ausgestelltes Gemälde im Raum befindet, kann das Bild des Gemäldes, wenn es auf ein virtuelles Medium übertragen wird, als direkte Repräsentation des Gemäldes im Raum stehen. Während das Zeigen einer Architekturzeichnung mit dem Ausstellen eines Gemäldes verglichen werden kann und die Übertragung auf ein digitales Medium mit ähnlichen Begriffen beschrieben werden kann, müssen die Komplexitäten des Ausstellens eines Gebäudes oder der Inneneinrichtung eines Gebäudes völlig neu überdacht werden. Bei einer Architekturausstellung befindet sich das, was ausgestellt wird, in der Regel nicht im Museumsraum, und Gebäude und Gebäudeinterieurs werden in Form von Darstellungsmedien in den Raum gebracht: Zeichnungen, Fotografien, Modelle und andere. Sind die Herausforderungen beim Nachdenken über das digitale Architekturmuseum die gleichen?

Postamt in München von Robert Vorhoelzer © Architekturmuseum der TUM

[Modul AR30347] Projektwerkstatt Ausstellungsgestaltung / Architektur der Postbauschule (Master)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Barbara Wolf

Das von Robert Vorhoelzer geleitete Hochbaureferat der Oberpostdirektion München machte in den 1920er Jahren  Furore. Auf der Suche nach „unbelasteteten Formen“ konzipierte die Architektengruppe um Vorhoelzer, in der Regel die jeweils jahrgangsbesten Hochschulabgänger der TH München, moderne Bauten, die im konservativen München äußerst kontrovers beurteilt wurden. Aus heutiger Sicht zählen sie zu den herausragenden Beispielen des Neuen Bauens in ganz Deutschland.

Im Seminar werden verschiedene Postämter im Stadtgebiet Münchens behandelt, außerdem das ehemalige Paketzustellamt und die Versuchssiedlung an der Arnulfstraße.

Entwurf Forstfarm mit Herberge in Uganda 2018 © Bachelorthesis, R. Modersohn, A. Wimberger

[Modul AR30347] Projektwerkstatt Ausstellungsgestaltung / Forstfarm mit Herberge in Uganda (Master)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Victoria von Gaudecker

In den Hügeln der Region Buhweju im westlichen Uganda haben Studierende der TU München eine Berufsschule für und mit der Hilfsorganisation Kids of Africa geplant. Die Waisenkinder stehen vor dem Schulabschluss, aber ein Ausbildungsplatz ist ihnen oft nicht sicher, da diese sehr knapp sind. Der Bau einer Hotelfachschule inklusive Herberge und einer Forstfarm ermöglicht ihnen eine zukunftsorientierte Ausbildung und unterstützt die Waisenkinder, auf eigenen Beinen zu stehen. Ziel der Forstfarm ist es außerdem die hügelige Landschaft, in der in den letzten Jahrzehnten große Teile des Regenwaldes abgeholzt wurden, mit heimischen Baumarten wiederaufzuforsten und einen sinnvollen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Aus dem Projektstudio am Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren wurde im Sommersemester 2018 ein Entwurf ausgewählt und in den darauffolgenden Wintersemestern ausgearbeitet, um die Umsetzung vor Ort in Buhweju/ Uganda vorzubereiten. Nach Abschluss einer wesentlichen Realisierungsphase von Februar- März 2020 und einer weiteren Realisierungsphase im September 2020 soll dieses Projekt im Oktober 2020 in der Architekturgalerie München ausgestellt werden.

Im Seminar soll gemeinsam ein Ausstellungskonzept entworfen werden, um das Projekt in seinen unterschiedlichen Facetten und Schwerpunkten abzubilden. Dazu gehört neben der Abbildung von Modellen, Materialien und Planmaterial auch die Recherche und Betrachtung des Projektes in der Kultur und Architektur Ugandas, um das Projekt für den Besucher umfassend zu erläutern. Parallel zur Ausstellung wird gemeinsam eine Dokumentation in Form einer Publikation erstellt werden.

Zeltdach, Olympiaplakat © Besucherservice Olympiapark GmBH

[Modul AR30202] Architekturmuseum / München Olympiastadt 1972 (Master)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Irene Meissner

Am 26. April 1966 wählte das Internationale Olympische Komitee die bayerische Landeshauptstadt zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1972. Seitdem ist München Olympiastadt. Auf dem 280 Hektar großen Oberwiesenfeld, dem Gelände des nur vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernten ehemaligen Militärflughafens, entstanden in Harmonie zwischen Natur und Architektur die olympischen Sportstätten, eine beschwingte kühne Zeltdachkonstruktion sowie das benachbarte Olympische Dorf.

Seit Anfang der 1960er-Jahre befand sich München in einem rapiden Stadtumbau. Mit Mittlerem Ring, S- und U-Bahn wurden die Verkehrswege ausgebaut. „München wird moderner“ hieß es auf den Bautafeln des U-Bahn-Netzes. Aus der einstigen „Hauptstadt der Bewegung“ wurde eine „Weltstadt mit Herz“, die der Spiegel 1964 zur „heimlichen Hauptstadt Deutschlands“ kürte. Die Vergabe des sportlichen Großereignis an München löste einen weiteren Schub aus. München ’72 sollte in Abgrenzung zu Berlin ’36 und dem Missbrauch der Spiele für propagandistische Zwecke als die „heiteren Spiele“ in die Geschichte eingehen. Durch das Attentat vom 5. September, das mit dem Tod aller israelischen Geiseln endete, wurden diese Spiele zwar verschattet, doch die Olympischen Anlagen von Behnisch & Partner, Frei Otto, Günther Grzimek und Heinle, Wischer und Partner fanden als herausragende Architekturleistung der deutschen Nachkriegszeit internationale Anerkennung und das visuelle Erscheinungsbild von Otl Aicher setzte neue Maßstäbe. Schon damals stand Nachhaltigkeit auf der Agenda: Die Anlagen wurden alle auch im Hinblick auf ihre Nutzung nach den Spielen geplant. Aus dem Olympischen Dorf der Männer wurde eine moderne Wohnanlage und aus dem Olympischen Dorf der Frauen eine Studentensiedlung. Das Rundfunk- und Fernsehzentrum verwandelte sich zur Hochschulsportanlage der TUM, die Pressestadt zu einer Wohnanlage mit Einkaufszentrum und die olympische Landschaft wurde zum Sport- und Erholungsparadies für die Münchner.

Im Seminar wird der Wandel Münchens von 1958 (800-Jahr-Feier) bis 1972 in eine moderne Metropole sowie das olympische Erbe nachgezeichnet. Dabei werden die Olympischen Spiele und das Bild der jungen Bundesrepublik als „Trainingsplatz einer Demokratie“ in Abgrenzung zu den nationalsozialistischen Olympischen Spielen 1936 in Berlin in all ihren Facetten – Architektur, Landschaft, Design und Kunst – behandelt. Der Schwerpunkt liegt auf den Bauten und den Veränderungen des Münchner Olympiaparks, die analysiert und zeichnerisch dokumentiert werden sollen. Mehrere Besichtigungen und eine Fahrt zu den Berliner Olympiastätten sind geplant. Die Lehrveranstaltung dient auch der Vorbereitung einer Ausstellung 2022 zu „50 Jahre Olympische Sommerspiele München“ im Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne.

Philipp Zametzer und Albert Heichlinger, Kontorhaus II, München 1952/53 © Foto: Laura Altmann 2020

[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren (Bachelor)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Laura Altmann

Ausstellungsprojekt: Eins, zwei, vor, zurück! Münchens Architektur im Kontext.
„München ist ein Dorf!“
„München ist die nördlichste Stadt Italiens!“

Das Bild, das die meisten Anwohner von München haben, ist geprägt vom Narrativ der Heimeligkeit einer traditionellen bayerischen Kultur, die sich in einem vorwiegend konservativen Baustil widerspiegelt. Zu liebgewonnen scheint die Idee, Münchens Silhouette bestehe aus einer Aneinanderreihung historischer Baudenkmäler, vom 15. Jahrhundert bis zum Jugendstil. Nur wenige Beispiele moderner Bauten in der Münchner Architekturlandschaft werden gemeinsam mit dem Namen der ausführenden Architekten und Architektinnen genannt . Für die 1920er Jahre werden die wenigen Beispiele der Bayerischen Postbauschule dazugerechnet, während das große Bauvolumen aus der NS- Zeit zwar im Licht der  „Hauptstadt der Bewegung“ erforscht wird, im Diskurs um die verschiedenen Ausprägungen der Moderne, aber eher nicht vorkommt.

Im Seminar soll der Blickwinkel auf öffentliche Bauten zwischen 1918 und 1970 erweitert werden. Die Architekturpraxis des 19. und 20. Jahrhunderts soll als kontingente Materialisierung der historischen „Moderne“ und ihrer Kultur betrachtet werden. Mithilfe unterschiedlicher Fallstudien von öffentliche Bauten und Ensembles, sowie Institutionen als Bauherren sollen Fragen nach Stil, Materialität und Denkmalwert untersucht werden. Bei Archivbesuchen und Kurzexkursionen werden Architektur und Städtebau vor Ort beschrieben und analysiert.

Als Ergebnis der Recherchen soll eine Ausstellung entstehen, die als Begleitprogramm zur zweitägigen Konferenz des internationalen Verbundforschungsprojekts „Synthetische Moderne“ am 9.7. und 10.7. gezeigt werden wird.

Aspen Movie Map, Architecture Machine Group, 1979

[Modul AR20036] Architekturvermittlung: Cinematic Urbanism. Navigating Image and Information in the City (Bachelor)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Sina Brückner-Amin

Städte und ihre Identitäten sind immer an die Bilder gebunden, die wir mit ihnen assoziieren: Monumente und Skylines, lokale Architektur und Landschaft. Dies gilt besonders für Orte, die wir nie besucht haben, sondern durch collagenartige Vorstellungen aus Kino, Fotografie und digitalen Medien verinnerlicht haben. Im Kontrast zur ständigen Nutzung von Navigations-Apps, sind Land- und Straßenkarten sowie U-Bahnnetzpläne vernachlässigte Elemente von bildlichem Wissen, die wir jedoch brauchen, um uns im täglichen Leben zu orientieren und navigieren. Diese Piktogramme sind, meist von der Landes- oder Stadtregierung bereitgestellt, abstrahierte Werkzeuge für Hilfe, aber auch Kontrolle. Wie Grenzen, arbeiten Bilder daran mit, eine Stadt und ihre Bewohner_innen zu formen: Vom "Inneren Ring" zu "äußeren" Stadtteilen, vom Penthouse-Blick zur "bunten" Nachbarschaft.

Das Seminar untersucht die komplexe Verbindung von Bild- und Informationsproduktion in der Stadt und Stadtproduktion durch visuelle Information. Die Techniken der Kartierung, des Filmens und der Überwachung werden zu Bewegungen und Medien in Bezug gesetzt, um eine kritische Analyse von urbanem Raum und seiner historischen und gegenwärtigen Repräsentation anzugehen.

Das Seminar wird auch in Englisch angeboten.

Wiedemann, Josef : München, Königinstr. 28, 1952-1954: Allianz-Generaldirektion. Ansicht von Westen (Königinstraße) © Architekturmuseum der TUM

[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren (Bachelor)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Anja Schmidt

Die Sammlung des Architekturmuseums der TU München bewahrt einen reichen Bestand von Plänen und Skizzen des Architekten Josef Wiedemann (1910 - 2001). Er studierte an der TUM bei German Bestelmeyer und Roderich Fick. Im Architekturbüro des letzteren beteiligte sich Wiedemann ab 1936 an Bauprojekten der NS Zeit, konnte sich aber nach einem Entnazifizierungsverfahren als selbständiger Architekt etablieren. Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Entwürfe, Wettbewerbe und ausgeführten Projekte dieses Architekten. Schwerpunkte seines Schaffens lagen ab 1950 vorrangig im Wiederaufbau kriegszerstörter Bauten, im Verwaltungs- und Kirchenbau. Die Liste seiner Bauprojekte ist lang und reicht von der Alten Akademie und der Glyptothek über den Neubau der Allianz-Generaldirektion bis hin zur Todesangst-Christi-Kapelle auf der KZ-Gedenkstätte in Dachau.

bogevischs buero, wagnisART, München DomagPark © Foto: Julia Knop

[Modul AR20112] Architekturkommunikation / Architekturkritik (Bachelor)

Semesterwochenstunden: 2

mit: Laura Weißmüller

Häuser kann man auch aus Wörtern bauen. Zumindest so, dass sie im Kopf eines Lesers sichtbar werden und ein Bild entsteht, das zeigt, wie die Architektur beschaffen ist und was sie für die Menschen bedeutet, die darin wohnen, Zeit verbringen oder arbeiten. Gute Architekturkritik kann aber noch mehr: Sie kann davon berichtet, welchen Einfluss das Haus auf seine Umgebung hat, welche Hoffnungen damit verknüpft sind und warum es so aussieht wie es aussieht. In dem Blockseminar wollen wir uns mit zeitgenössischer Architekturkritik beschäftigen. Wir wollen untersuchen, welche Plattformen sie benützt und wie sich die Formen dabei unterscheiden. Wir wollen überlegen, welche Rolle die Kritik in der aktuellen Debatte über Architektur spielt und was das bedeutet. Und natürlich wollen wir selber schreiben und dabei die unterschiedlichen Textgattungen erkunden: Wie führt man ein Interview? Was braucht es für eine Analyse? Und wie kommentiert man pointiert?
Das Blockseminar gliedert sich nach einer Einführung in zwei längere Schreibwerkstätten und einer Exkursion zum Münchner DomagkPark. Dort werden wir nicht nur das Neubauquartier besichtigen, sondern auch unterschiedliche Gesprächspartner treffen – etwa den Architekten des Wohnhauses wagnisART, einen Bewohner des Areals und einen Vertreter der Genossenschaft – um anschließend eigene Texte darüber zu schreiben. In der zweiten Schreibwerkstatt werden wir dann mit diesen arbeiten, sie gemeinsam redigieren und schließlich die besten Texte auswählen. Das bedeutet: Unser Seminar wird sich in eine temporäre Redaktion verwandeln.

Wintersemester 2019 | 2020

[Modul AR20023] Vorlesung: Die Architekturausstellung als kritische Form. Von Hermann Muthesius zu Rem Koolhaas. 

Semesterwochenstunden: 2

mit: Andres Lepik

Die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts wurde an entscheidenden Punkten durch Ausstellungen geprägt. Von der Werkbundausstellung 1914 in Köln, der Ausstellung „Modern Architecture. International Exhibition“ im MoMA 1932 über die Interbau 1957 in Berlin bis zur Biennale in Venedig „La Presenza del Passato“ von 1980 - die Präsentation von Architektur hat die internen Debatten um die zukünftige Ausrichtung der Profession ebenso nachhaltig bestimmt wie die öffentliche Wahrnehmung. Die Vorlesung stellt wesentliche Kapitel der Architekturgeschichte anhand der jeweils Ausstellungen vor und beschreibt darüber hinaus Elemente ihrer Wirkungen, der grundlegenden Konzepte und der theoretischen Debatten.

Das Skript zur Vorlesung gibt es hier.

Neuschwanstein | Dornröschenschloss, Disneyland © Ulrike Myrzik (links)

[Modul AR20036] Architekturvermittlung: Double Trouble! Doppelgänger in der Architektur und die Kopie als Technik

Semesterwochenstunden: 2

mit: Sina Brückner-Amin, Teresa Fankhänel

Der Begriff „Doppelgänger“ taucht das erste Mal in der Zeit der deutschen Romantik auf, in Jean Pauls Roman „Siebenkäs“. Hier wird die Geschichte von Herrn Siebenkäs erzählt, der seinen Tod vortäuscht und damit seiner Ehe entflieht. Ab diesem Zeitpunkt schreibt sich der Begriff in das kulturelle Gedächtnis ein und ist ein Referenzpunkt für alles Unheimliche, Hinterlistige und Gefälschte geworden – so tummeln sich vor allem im Horrorgenre, ob Film oder Literatur, zahllose Doppelgänger: zuletzt in Jordan Peeles „US“.

Heute sind Kopien überall. Als eine Kulturtechnik ist das Kopieren tief in der Architektur- und Kunstausbildung verankert, spätestens seit der Hochphase der Postmoderne. Die Ästhetik von Copy and Paste, Tributen und Referenzen beeinflusst junge Generationen, gleichzeitig ist die Suche nach einer individuellen, ja originellen Handschrift immer noch ein Teil der Architekturpraxis.

Das Seminar sieht sich die facettenreichen Techniken der letzten Jahrhunderte an, die die Kopie der Architektur und Kunst eröffnet hat. Historische, philosophische, ethische, politische und praktische Aspekte der Kopie werden untersucht, so auch architektonische Medien wie das Modell, die Zeichnung und die Blaupause. Daran anschließend sind Monumente, Rekonstruktionen und die Wertigkeit von historischem Kontext und Maßstab Themen, die uns interessieren. Mit Hilfe von kritischen Analysen ausgesuchter Projekte versucht das Seminar, eine Neubewertung heutiger kreativer Praxis und der Kopie als Technik anzustoßen.

Das Seminar wird in Englisch angeboten.

Albrecht Dürer, Apokalypse, Die Zerstörung der Welt Der Sternenfall (Ausschnitt), 1498 © Faksimile, Prestel 1999

[Modul AR30202]  Architekturmuseum: Das Haus der Erde – Positionen für eine klimagerechte Architektur

Semesterwochenstunden: 4

mit: Irene Meissner

„Meine Welt, die Erde, ist eine Ruine. Wir haben uns vermehrt, haben geprasst und gekämpft, bis nichts mehr übriggeblieben war, und dann sind wir gestorben. Wir haben weder unserem Appetit noch unserer Gewalttätigkeit Zügel angelegt; wir haben uns nicht angepaßt. Wir haben uns selbst vernichtet. Aber zuerst haben wir unsere Welt zerstört. Auf der Erde gibt es keine Wälder mehr. Die Luft ist grau, der Himmel ist grau, es ist immer heiß.“ Ursula K. Le Guin, Planet der Habenichtse, 1974

Als einer der Ersten machte der Deutsche Werkbund bereits 1957 auf die verheerenden Auswirkungen von ungebremstem Wirtschaftswachstum und gedankenlosen Ressourcenverschleiß für die Umwelt aufmerksam. Lange vor der Ökologiebewegung und vor der Gründung „grüner“ Parteien erkannte auch Frei Otto (1925–2015) die Probleme unserer gebauten Umwelt. 1977 griff er in einem vielbeachteten Vortrag seine Kollegen massiv an und forderte: „Hört endlich auf, weiter so zu bauen, wie ihr baut! Es ist widernatürlich.“

Trotz weiterer Mahnungen, Klimagipfel, wissenschaftlicher Studien und Forschungsprojekte, geschieht praktisch nichts. Medienwirksame Aktionen von Künstlern wie beispielsweise Ólafur Elíassons „Ice Watch“ oder auch die Aktion von Greenpeace-Aktivisten im Herbst 2018 mit einem brennenden Thermometer vor dem Braunkohle-Kraftwerk Niederaußem (NRW) dringen kaum ins Bewusstsein. Aufgrund der sich immer weiter dramatisch zuspitzenden Situation warnten internationale Klimaforscher im Sommer vergangenen Jahres vor einer „Heißzeit“. Die Architektur, respektive die Bauwirtschaft, hat als einer der größten Verbraucher unserer Ressourcen auf der Erde einen entscheidenden Anteil am Klimawandel. Gebäude verursachen 50% des globalen Energieverbrauchs, 40% der Treibhausgasemissionen, sie benötigen 40% der globalen Ressourcen und verbrauchen 25% des Wassers. Allein die Zementindustrie verursacht zwischen 5 und 8% der weltweiten CO2-Emissionen (etwa 3,3 Mrd. Tonnen CO2 pro Jahr), dreimal so viel wie der gesamte Flugverkehr weltweit und heizt damit das Klima gewaltig auf. Angesichts der globalen Migration und des Zuwachses an Wohnraum durch die Bevölkerungsexplosion und einem daraus weltweit resultierenden zusätzlichen jährlichen Baustoffbedarf von ca. 60 Mrd. Tonnen Baustoffen, die hergestellt, transportiert und irgendwann auch wieder entsorgt werden müssen, gilt es, nachhaltige Lösungen für ganz unterschiedliche Länder und Kulturen zu erarbeiten.

Das Seminar behandelt die Geschichte des ökologischen Bauens und beschäftigt sich mit Modellprojekten und Forschungen innovativer Bautechniken für unsere künftige gebaute Umwelt. Exkursionen zum Gelände der Materialprüfungsanstalt der ETH Zürich in Dübendorf und weitere Besichtigungen, wie die des Algentechnikums der TUM auf dem Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn, wo Verfahren zur Herstellung von Biosprit und CO2 neutralen Carbonfasern erforscht werden, sind geplant.

Sep Ruf, Neue Maxburg, München 1952-57 © Architekturmuseum der TUM

[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren: Synthetische Moderne - Case Studies aus Archiv und Denkmalpflege

Semesterwochenstunden: 2

mit: Laura Altmann

Im 20. Jahrhundert fächert sich das Spektrum architektonischer Stile, Bauweisen und Entwurfsverfahren immer weiter auf: Tradition und Moderne beschreiben die beiden Pole, zwischen denen sich gebaute und ungebaute Architektur entwickelt. Vor allem in Zeiten des Wiederaufbaus wie nach dem 2. Weltkrieg vervielfacht sich die Menge architektonischer Ideen zur Wiederherstellung von Gebäuden und Städten. Durch einführende Lektüre-Diskussionen werden diese Themen  im Seminar vorbereitet. Im Architekturarchiv der TUM findet sich diese Vielfalt wieder und soll von der Seminargruppe anhand von originalen Plänen untersucht werden. Zugleich stellt sich die Frage nach der Bewahrung des baulichen Erbes. Was wird unter Denkmalschutz gestellt, was nicht und warum? Spiegelt sich die Vielfalt des Archivs, also die 'synthetische Moderne', in unserem Denkmalsbestand wider? Mithilfe unterschiedlicher Fallstudien werden diese Fragen untersucht. Bei Archivbesuchen und Kurzexkursionen werden Architektur und Städtebau vor Ort beschrieben und analysiert. Dabei steht die Frage nach Stil, Materialität und Denkmalwert im Fokus.

Wohn- und Geschäftshaus an der Via Bela in Asmara, erbaut 1937 © Vera Simone Bader

[Modul AR20036] Architekturvermittlung: Global Modernism

Semesterwochenstunden: 2

mit: Daniel Talesnik

Mit dem beginnenden Ende des europäischen Kolonialismus machte die moderne Architektur nach dem Ersten Weltkrieg den Durchbruch. In diesem Kurs wird die Rolle der Architekturmodernismen in der Neuordnung sozialer und politischer Strukturen untersucht. Dabei werden unter anderem das Ende des europäischen Imperialismus, die tropische Architektur, die aufkommenden modernen nationalen Identitäten in Lateinamerika, das Kolonialprojekt des italienischen Faschismus, das Wachstum eines japanischen Modernismus sowie die sowjetische Architekturhegemonie über den Ostblock studiert. Wir werden damit beginnen, die Zusammenhänge und transkontinentalen Kontinuen zu verstehen, die eine Vielzahl von architektonischen Modernismen konstituieren. Wir werden die Art und Weise hinterfragen, wie Modernismus und Globalisierung kategorisiert wurden, um die Wirkung der Architektur in den sich wandelnden sozialen und politischen Strukturen vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart zu verstehen. Architektonische Modernismen tauchten an vielen Orten zur gleichen Zeit auf und spielten weltweit zahlreiche Rollen. Dieser Kurs wird die Architektur als eine Möglichkeit zum Verständnis bedeutender historischen Veränderungen, Kontinuitäten, Nebeneinanderstellungen und Reibungen, die diese Zeitspanne geprägt haben, herausstellen.

Frei Otto am Modell zur Olympiaschwimmhalle in München (Foto: saai | Archiv für Architektur und Ingenieurbau am KIT, Werkarchiv Frei Otto)

[Modul AR30190] Projektwerkstatt kuratorische Praxis: Die Medien der Architektur. Von der Tontafel zum Computer Aided Design

Semesterwochenstunden: 4

mit: Katrin Bäumler

Das Seminar richtet sich an Studierende mit großem Interesse am Kuratieren und ist als praktische Übung im Ausstellungsmachen gedacht. Es begleitet die Vorbereitungen zu einer Ausstellung über die Sammlung des Architekturmuseums der TUM, die im November 2020 in der Pinakothek der Moderne eröffnet wird. Das Seminar soll zur Entwicklung dieser Ausstellung mit kleinen Forschungs­projekten zu den verschiedenen "Medien der Architektur" beitragen, wobei diesem Thema ein eigener Bereich innerhalb der Ausstellung gewidmet ist. Die Vielfalt medialer Darstellungen von Architektur sowie ihre Entwicklung und jeweilige Funktion soll anhand von ausgewählten Beispielen aus der Sammlung des Architekturmuseums vorgestellt werden. Denn gesammelt werden in Architekturmuseen nur sehr selten reale Bauwerke, sondern vielmehr deren Darstellungen durch Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Modelle, Filme und Renderings, die entweder im Entwurfs- und Planungsprozess entstanden oder das Gebäude im Nachhinein dokumentieren und interpretieren.

Zentrale Fragestellungen, die im Rahmen des Seminars erörtert werden, lauten: Welche Funktion hat das jeweilige Medium? Dient es zur Planung, Erläuterung, Repräsentation, Interpretation oder Propaganda? Wie ist der Bezug des Mediums zum jeweiligen realen Gebäude – sofern dieses gebaut wurde? Inwiefern haben sich die Medien im Laufe der Architekturgeschichte weiterentwickelt? Mit Hilfe welcher Medien wird Architektur in Zukunft entworfen, vermittelt und rezipiert?

Sommersemester 2019

Richard Neutra, Tremaine Residence, Montecito, Kalifornien, 1949 © University of Southern California Libraries

[Modul AR20036] Architekturvermittlung: Exiled in Paradise. California Modernism

Semesterwochenstunden: 2

mit: Sina Brückner-Amin

Los Angeles, das schon aus der Perspektive eines landenden Flugzeugs die Form eines gewebten, unregelmäßigen aber im Grid angelegten Netzes aus Autobahnen und Straßen annimmt, dessen Stadtteile sich in Richtung des Inlands und der Berge zerfasern und zur Pazifikküste hin verdichten, zeigt schon dort eine stadtplanerische Entwicklung, die sich auf massive Einwanderung und flächenmäßigen Wachstum eingestellt hat. Nach dem Ersten Weltkrieg erreicht Los Angeles innerhalb weniger Jahre eine Population von 2 Millionen Immigrierten, wie der Geograph Anton Wagner in seiner vergleichenden Studie „Los Angeles. Werden, Leben und Gestalt einer Zweimillionenstadt in Südkalifornien" von 1935 feststellt, für die er die Stadt zu Fuß durchstreift. Eine Methode, die Reyner Banham in „Los Angeles, the Architecture of Four Ecologies" vierzig Jahre später für etwas unsinnig befindet, versteht man Los Angeles in seinen Weiten doch am besten „in the rear mirror", durch den Rückspiegel des fahrenden Autos. 
Solche stadtforscherischen Grundkonflikte begleiten das Schreiben und die Forschung über Architektur in Los Angeles. Ökonomische, ökologische, politische, ethnische und ideelle Konflikte, Besonderheiten und Unübersichtlichkeiten strukturieren die Stadt und ihre Bauten. Folglich ergibt sich das Seminar gegenüber dieser "logic of sprawl": Mit Abstechern in die Vergangenheit Kaliforniens und seiner komplexen Immigrationsgeschichte, der Frage nach „land use" und Gartenpraktiken, der Filmproduktionsstätte Hollywood und den Erkundungen des „cinematic urbanism". Auf dieser Basis betrachtet das Seminar die experimentellen, modernistischen Architekturen der Jahre 1920–1960 im Großraum Los Angeles. Fallstudien von R. M. Schindler, Richard Neutra, Franklin D. Israel, John Lautner, Frank O. Gehry, William Krisel (u.a.) sowie das Case Study House Program werden im Seminar analysiert.

Triennale Milano

[Modul AR20036] Architekturvermittlung: Mailänder Triennale 1923-2019 | Ein Jahrhundert Architektur, Design und Ausstellungen

Semesterwochenstunden: 2

mit: Gabriella Cianciolo

Die Mailänder Triennale, eine der wichtigsten Kulturinstitutionen Italiens, ist eine alle drei Jahre stattfindende internationale Ausstellung für Architektur und Industriedesign. Sie wurde 1923 in Monza als periodische Ausstellung mit dem Ziel gegründet, die angewandten Künste und ihre Beziehung zur Architektur zu fördern. Austragungsort war ab 1933 der von Giovanni Muzio errichtete Palazzo dell’Arte in Mailand.

Die Veranstaltungen der Triennale wurden von prominenten Architekten und Künstlern wie Giò Ponti, Mario Sironi, Le Corbusier, Aldo Rossi, Rem Koolhaas, Peter Eisenman, Jean Nouvel, Juan Navarro Baldeweg und vielen anderen organisiert und/oder besucht. Die Themen, die in den verschiedenen Triennalen erforscht und diskutiert wurden, reichten vom italienischen Rationalismus (1933) über den Wiederaufbau der Nachkriegszeit und den sozialen Wohnungsbau (1947) bis hin zur Untersuchung der Proportionen in der Kunst (1951) und den ökologischen Herausforderungen der Architektur (1992).

Das Seminar bietet einen Überblick über die Geschichte der Triennale und über ihren Hauptstandort, den Palazzo dell’Arte. Eine Auswahl von Triennalen werden als ‚Fallbeispielen’ mit den damit verbundenen Themen analysiert, wie z.B. die Auswirkungen der Triennale auf die Stadtplanung in Mailand (Bezirk QT8) oder die Rezeption der Triennale im Ausland. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die architektonische Gestaltung und Darstellung der verschiedenen Ausstellungen werden untersucht.

Ziel ist ein Verständnis davon zu bekommen, wie die Triennale in ihrer ca. hundertjährigen Geschichte zur italienischen und internationalen kulturellen Debatte in den Bereichen Kunst, Architektur und Design beigetragen hat.

Architekturentwurf aus der Sammlung des Lehrstuhl für Architekturinformatik © Architekturmuseum der TUM

[Modul AR30076] Architekturanalyse: Pixel, Vektoren und Algorithmen. Die digitale Revolution in der Architektur

Semesterwochenstunden: 4

mit: Teresa Fankhänel

Die Kompetenzen, die für den Architekturberuf nötig sind haben sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert rapide verändert durch die Einführung neuer Technologien wie dem Kopiergerät (1959), dem Faxgerät (1960er) und dem Computer (der Apple II kam 1977 auf den Markt). Während neue Fachkomptenzen ein wichtiger Teil der täglichen Arbeit von Architekten wurden, verschwanden andere. Dieses Seminar betrachtet eine Auswahl der Veränderungen, die durch die Einführung des Computers in die Architektur hervorgerufen wurden.

Das Seminar ist Teil eines Forschungsprojekts zur Vorbereitung der Ausstellung “Pixel, Vektoren und Algorithmen. Die digitale Revolution in der Architektur” die sich mit dem Computer in der Architektur befassen wird. Obwohl digitale Werkzeuge in den letzten drei Jahrzehnten grossen Einfluss auf den Entwurf und die Präsentation von Architektur genommen haben, hat es bislang noch keine umfassendere architekturhistorische Auseinandersetzung mit diesem Thema gegeben.

Die grundlegende Frage, die dieses Seminar zu beantworten versucht ist einfach: Haben die digitalen Werkzeuge die Architektur verändert und wenn ja, wie? Mit Hilfe ausgewählter Quellentexte der Protagonisten der digitalen Bewegung werden wir verschiedene Beispiele digitaler Entwurfstrategien beleuchten, darunter Falten (folds), Blobs, parametrisches Entwerfen und künstliche Intelligenz. Ausgewählte Fallstudien werden den Einfluss von Software auf den Entwurf von Architektur untersuchen.

Yitzhak Rapoport, Wohnhaus, Tel Aviv, 1933-34 © Regine Heß, 2016

[Modul AR30076] Architekturanalyse: Bauhaus In&Out: Von Weimar nach Tel Aviv

Semesterwochenstunden: 4

mit: Dr. Regine Heß

"Bauhaus In&Out: Von Weimar nach Tel Aviv" nimmt das 100. Jubiläum der Gründung des Bauhauses zum Anlass, die Produkte der neuartigen Kunst- und Architekturschule vor dem Hintergrund von Idee und Pädagogik zu analysieren. Zugleich werden ihre Verbreitung und Rezeption vor allem in der sogenannten Bauhausstadt Tel Aviv untersucht, auch im Hinblick auf heutige kulturpolitische Strategien, die sich das "Bauhaus" zunutze machen.
Bei Exkursionen nach Weimar, Dessau und Tel Aviv werden die Orte, die städtebaulichen Situationen der Lehrstätte sowie ihr Nachleben in Kurzreferaten analysiert: In Weimar beispielsweise auch die erste Bauhaus-Ausstellung 1923 mit dem "Haus am Horn" und anderen urbanen Interventionen, in Dessau das Bauhausgebäude in seinem industriellen Umfeld, und in Tel Aviv Wohnhäuser, deren UNESCO-Weltkulturerbestatus den Anspruch erhebt, "Bauhaus-Architektur" zu sein.

„Afritecture – Bauen mit der Gemeinschaft“, Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne, 2013/14 © Myrzik & Jarisch

[Modul AR30190] Projektwerkstatt kuratorische Praxis: Architektur ausstellen. Geschichte, Theorie und Praxis

Semesterwochenstunden: 4

mit: Prof. Dr. Andres Lepik, Dr. Katrin Bäumler

Ausstellungen zur Architektur können unterschiedlichste Formate annehmen, doch weisen sie auch gemeinsame Besonderheiten auf und unterschieden sich grundsätzlich von Kunstausstellungen. Während etwa Kunstwerke zumeist nur durch Ausstellungen öffentlich zugänglich werden – man also ohne den Besuch einer Ausstellung nur wenig mit Kunst in Berührung kommen würde – ist Architektur im öffentlichen Bereich für jeden erfahrbar. Was ist also der Sinn und Mehrwert von Architekturausstellungen gegenüber der realen Architektur? Und wie kann Architektur innerhalb einer Ausstellung präsentiert und vermittelt werden? Abgesehen von Ausstellungen in Außenräumen, wie etwa die großen Bauausstellungen, die Architektur im Maßstab 1:1 vorstellen, wird Architektur innerhalb von Ausstellungsräumen zumeist durch andere Medien vermittelt – beispielsweise durch Pläne, Zeichnungen, Renderings, Fotografien, Filme und Modelle, die entweder im Rahmen des Entwurfsprozesses entstanden oder den fertiggestellten Bau im Nachhinein dokumentieren. Architekturausstellungen können zudem als wichtiger Impulsgeber für architektonische Entwicklungen fungieren, indem sie aktuelle Problemstellungen aufgreifen, Bezüge zu übergreifenden theoretischen, politischen und kulturellen Diskursen herstellen und Lösungen vorschlagen.

Im Seminar möchten wir gemeinsam mit Studierenden die Geschichte, Theorie und Praxis von Architekturausstellungen untersuchen und diskutieren. Dabei sollen insbesondere auch aktuelle Beispiele und Tendenzen beleuchtet werden. Neben Kurzreferaten und –essays von Studierenden, textbasierten Diskussionen und dem gemeinsamen Besuch von Ausstellungen wird eine aktive Mitarbeit erwartet. Im Rahmen des Seminars findet eine zweitägige Exkursion nach Wien statt (20.-21. Juni 2019), bei der unter anderem die Ausstellungen Critical Care. Architektur und Urbanismus für einen Planeten in der Krise im Architekturzentrum Wien und die Biennale for Change 2019: Schöne neue Werte. Unsere digitale Welt gestalten im MAK besucht werden.

BRZ Augsburg Schiessgrabenstrasse, Architektur A. Frhr. von Branca, München © Architekturmuseum der TUM

[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren: Der Architekt Alexander von Branca im Archiv des Architekturmuseums

 Semesterwochenstunden: 2

mit: Anja Schmidt

Die Sammlung des Architekturmuseums der TU München bewahrt mehr als 18.500 Planzeichnungen und 2600 Fotografien aus dem Nachlass des Architekten Alexander von Branca (1919 - 2011). Nach dem Studium an der TUM und der ETH Zürich führte Branca ein eigenes Architekturbüro in München und arbeitete von 1972 bis 1988 als Kreisheimatpfleger. Die Liste seiner Bauprojekte ist lang und reicht von der Neuen Pinakothek, bis zu den U-Bahnhöfen Theresienwiese und Marienplatz. Daneben baute er unter anderem auch Kirchen, Schulen und Bibliotheken.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Entwürfe, Wettbewerbe und ausgeführten Projekte des Architekten, der 2019 hundert Jahre alt geworden wäre.

Die Studierenden haben die Gelegenheit, die Archivräume des Museums zu erkunden und direkt am Original zu arbeiten. Dabei werden selbst gewählte Projekte des Architekten in das Gesamtwerk eingeordnet, analysiert und mit anderen Bauten verglichen.

Links: Ernst Sagebiel, Bankhaus Merck Finck & Co, 1957/58; Rechts: Sep Ruf, Neue Maxburg, 1954–1957 Lenbachplatz München © Privat

[Modul Architekturmuseum] Bruch und Kontinuität in der Architektur: Vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik

Semesterwochenstunden: 4

mit: Irene Meissner

Die Frage, ob 1945 ein Bruch in Deutschland stattfand oder ob Kontinuitäten zwischen der NS-Zeit und der Bundesrepublik den Wiederaufbau bestimmten, ist ein kontrovers diskutiertes Dauerthema in vielen Fachgebieten und gesellschaftlichen Gruppierungen. Der Bautätigkeit kommt dabei eine zentrale Rolle zu, denn sie ist nur in ihrem Verhältnis zur NS-Vergangenheit zu verstehen. Während die meisten Städte in Deutschland als Ausdruck einer neuen demokratischen Gesinnung programmatisch „modern“ wiederaufgebaut wurden, entstanden in Bayern auffallend viele Bauten, die an die NS-Zeit anknüpften. Im Seminar soll den Fragen nach Bruch und Kontinuität nachgegangen werden, um beispielsweise zu verstehen, wie die zu 70 Prozent zerstörte Münchner Altstadt wiederaufgebaut und wie mit den baulichen Relikten des Nationalsozialismus umgegangen wurde. Dazu wird die wechselvolle Geschichte der Bewältigungsversuche der NS-Vergangenheit sowie die Rolle und Verantwortung von Architekten, die in der NS-Zeit und dann in der Bundesrepublik erfolgreich tätig waren, untersucht und diskutiert. Besichtigungen von Bauten und Orten, die in Verbindung mit dem Nationalsozialismus stehen oder in den 1950er-Jahren als Aufbruch in eine neue Zeit entstanden sind, Debatten über NS-Architektur und ihre Baumeister in der Bundesrepublik, Gespräche und ein Besuch der Dokumentation Obersalzberg sind geplant. Je weniger Zeitzeugen es gibt, umso mehr müssen Bauten und Orte helfen, Erinnerung zu bewahren, um historische Zusammenhänge zu verstehen.

Wintersemester 2018 | 2019

[Modul AR20023] Vorlesung: Die Architekturausstellung als kritische Form. Von Hermann Muthesius zu Rem Koolhaas. 

Semesterwochenstunden: 2

mit: Andres Lepik

Die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts wurde an entscheidenden Punkten durch Ausstellungen geprägt. Von der Werkbundausstellung 1914 in Köln, der Ausstellung „Modern Architecture. International Exhibition“ im MoMA 1932 über die Interbau 1957 in Berlin bis zur Biennale in Venedig „La Presenza del Passato“ von 1980 - die Präsentation von Architektur hat die internen Debatten um die zukünftige Ausrichtung der Profession ebenso nachhaltig bestimmt wie die öffentliche Wahrnehmung. Die Vorlesung stellt wesentliche Kapitel der Architekturgeschichte anhand der jeweils Ausstellungen vor und beschreibt darüber hinaus Elemente ihrer Wirkungen, der grundlegenden Konzepte und der theoretischen Debatten.

Das Skript zur Vorlesung gibt es hier.

Illustrationen zur Kugelhausstadt, 1927 © Architekturmuseum

[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren:  Der Architekt Peter Birkenholz im Archiv des Architekturmuseums

Semesterwochenstunden: 2

mit: Anja Schmidt

Die Sammlung des Architekturmuseums der TU München bewahrt einen wertvollen Bestand von Planzeichnungen, Skizzen und Modellen des Architekten Peter Birkenholz (1876-1961). Als Dozent an der Gewerbeschule Basel und ab 1925 als Professor an der TH München widmete er sich intensiv der Lehre. Gleichzeitig nahm er an diversen Ausstellungen und Wettbewerben teil und etablierte sich als Architekt von Wohn- und Geschäftshäusern, für die er auch die Innenarchitektur entwarf.

Von seinen Bauprojekten sind vor allem die Kugelhäuser in die Architekturgeschichte eingegangen, die er in den unterschiedlichsten Variationen plante (vom Gartenwohnhaus bis zur ganzen Stadt). Weniger bekannt ist, dass Birkenholz mit seinen Planungen von Brücken bis zum Völkerbundpalast ein breites Spektrum an Bauaufgaben abdeckte und auch städtebaulich tätig war. Thema des Seminars sind die Entwürfe und ausgeführten Projekte dieses Architekten, die im Archiv des Architekturmuseums überliefert sind.

Studenten am Bauhaus Dessau, um 1927 © Stiftung Bauhaus Dessau

[Modul Architekturmuseum] Das Bauhaus – Labor der Moderne

Semesterwochenstunden: 4

mit: Irene Meissner

Bauhaus ist ein international geläufiger Begriff, mit dem ganz pauschal moderne Gestaltung und im besonderen moderne Architektur der 1920er- und 1930er-Jahre bezeichnet wird. An vielen Architektur- und Kunstschulen dient die Bauhauslehre bis heute als Grundlage der Ausbildung.

Das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete „Staatliche Bauhaus“ war ursprünglich eine Reformschule mit dem Ziel Kunst und Handwerk zu verknüpfen, seit 1923 sollten dann Kunst und Technik zu einer neuen Einheit geformt werden. 1925 musste das Bauhaus aus politischen Gründen nach Dessau umziehen, wo die Reformschule als „Hochschule für Gestaltung“ eine städtische Einrichtung wurde und einen wegweisenden Neubau erhielt. 1928 übernahm Hannes Meyer das Bauhaus, ihm folgte 1930 Ludwig Mies van der Rohe als dritter Direktor nach, bevor 1933 die Nationalsozialisten das Bauhaus schlossen.

Im Seminar werden die einzelnen Phasen des Bauhauses sowie die Leitideen, deren Rezeption und Verbreitung thematisiert und diskutiert. Auf Fahrten zu den historischen Orten und Stätten soll das Bauhaus von den Studierenden selbst entdeckt werden.

Die Exkursion nach Weimar, Dessau und Berlin ist verpflichtend für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen beschränkt.

 

Karl Knappe, Ziegelschnitt | Theodor Fischer, Ledigenheim München, Bergmannstrasse, 1926/27 © Privat

[Modul Architekturmuseum] Auf den Spuren Münchner Architekturlehrer (in Form einer Seminararbeit)

Semesterwochenstunden: 4

mit: Irene Meissner

Gottfried von Neureuther, August Thiersch, Friedrich von Thiersch, Theodor Fischer, German Bestelmeyer, Roderich Fick, Robert Vorhoelzer, Hans Döllgast, Franz Hart, Werner Eichberg, aber auch renommierte Künstler wie Ernst Pfeifer, Georg Brenninger oder Fritz Koenig lehrten seit 1868 Architektur an der heutigen Technischen Universität München. Wer waren diese Lehrer und welche Spuren haben sie im Münchner Stadtbild hinterlassen?

In einer schriftlichen Seminararbeit sollen sich die Studierenden auf die Spuren der Münchner Architekturlehrer begeben und den Architekten und dessen Bauten recherchieren. Nach vorgegebenen Layout ist ein Booklet zu erarbeiten: Nach einem kurzen Abriss von Leben und Werk mit einer architektonischen Einordnung werden die wichtigsten Bauten anhand von Fotografien und Kurztexten vorgestellt.

Termine Freitagvormittag nach Absprache, Pinakothek der Moderne, Beschränkung auf 15 Studenten

© Anthony Coleman | Grafton Architects installation at Sensing Spaces Exhibition (curated by Kate Goodwin for Royal Academy of Arts, London 2014)

Ausstellen durch Space | Immersives Design in Architekturausstellungen

Semesterwochenstunden: 2

mit: Ana Neiva

Die Ausstellung von Architektur ist notwendigerweise eine architektonische Übung. Um Ideen innerhalb eines Raums anzuzeigen oder zu kommunizieren, muss eine dreidimensionale Organisation geschaffen und gleichzeitig der Container als unmittelbarer Kontext für das Besuchererlebnis reflektiert werden. Wenn man dies berücksichtigt, wenn man darüber nachdenkt, ein Gebäude zu zeigen, kann man, selbst wenn man das Paradox einer externen Repräsentation seiner inneren Erfahrung annimmt, zu einnehmenderen, einprägsameren und umfassenderen Wegen führen, die Architekturdarstellung für ein breiteres Publikum zu übersetzen.

Dieser Workshop fördert die Erforschung interaktiver, emotionaler und weitreichender Strategien, die die Erfahrung von Ausstellungen im weitesten Sinne berücksichtigen. Durch die Gestaltung eines immersiven Ausstellungsraumes durch einen ortsspezifischen Ansatz werden die Studierenden mit Fragen zu Maßstab und Form, Konstruktion, Lesbarkeit und sensorischer Erfahrung in der Architektur konfrontiert und können die Idee der Architektur durch Kuration im Sinne von Disziplin untersuchen Produktion, anstatt "bloße" Darstellung.

Referenz­treppenpodest und Referenztreppenlauf nach DIN 7396, mit Norm-Hammerwerk

[Modul AR30076] Architekturanalyse: Design Regeln: Kontrolle (und ihr Unbehagen) in der Architekturgeschichte

Semesterwochenstunden: 4

mit: Anna-Maria Meister

Das Aufkommen der Kybernetik in der Nachkriegszeit schien den architektonischen Traum von vorhersehbarem Ergebnis und objektiver Schönheit zu erfüllen. Erdacht als gemeinsame Sprache zwischen Mensch und Maschine, befeuerte Code dann die Fantasie die moderne Subjekt-Objekt-Dichotomie endlich überbrücken zu können. Regelbasiertes Design hat jedoch eine lange Geschichte: von Proportionslehre zu Normen haben Architekten wiederholt versucht, nicht nur Form vorzuschreiben, sondern auch soziale und politische Kontrolle auszuüben. Als Regeln in materialisierte Form exportiert wurden, wurde die Architektur aber auch zum Komplizen bei der Konstruktion von Herrschaftsformen. Daher müssen "Design Rules" auch hinsichtlich ihrer ideologischen Absicht und menschlichen Konsequenz betrachtet werden.

Dieses Seminar wird eine Geschichte der Architekturproduktion untersuchen, die sich aus Regeln, Codes und Gesetzen ableitet. Wir werden sowohl Regeln untersuchen, die von außen vorgeschrieben werden - Standards, Normen und Vorschriften - als auch solche, die absichtlich als Teil des Designprozesses eingeführt werden - Proportionen, Kombinatorik und Algorithmen.

Während Regeln oft als bürokratisches Hindernis angesehen werden, sind sie in der Tat gesellschaftliche Ausdrucksformen und ästhetische Werkzeuge. Darüber hinaus führten Versuche zur Maximierung von Kontrolle durch Systeme oft zu unvorhersehbaren Ergebnissen. Der durch Codes und Berechnungen gewonnene Kontrolltraum ist somit untrennbar mit Risiko, Irrationalität und Exzess verbunden. In diesem Seminar wollen wir fragen: Was sind die architektonischen, räumlichen und politischen Implikationen von Gestaltungsregeln, ob vorgeschrieben oder selbst auferlegt? Inwiefern waren irrationale Tendenzen an der Gestaltung von Regeln beteiligt?

SESC 24 de Maio, São Paulo © Ciro Miguel, 2017

[Modul AR30233] Masterprojekt: Social Condenser

Semesterwochenstunden: 8

mit: Andres Lepik, Daniel Talesnik, Teresa Fankhänel

Gefördert von einigen konstruktivistischen Architekten, die mit der Union of Contemporary Architects (OSA) verbunden waren, zirkulierte das Konzept des “Social Condenser” in den späten 1920er Jahren in der Sowjetunion. Der Begriff wurde verwendet, um eine neue Architektur zu beschreiben, die zehn Jahre nach der Russischen Revolution stattfand. Obwohl sie anregend war, war sie sehr offen, da sie sich nicht auf ein bestimmtes Architekturprogramm beschränkte.[1] Ja, der “Social Condenser” bezog sich auf Architekturen, die die Bevölkerung versorgten, die die Gesellschaft beschleunigen konnten, aber es könnte sich auch auf Wohnprojekte wie Moisei Ginzburg und Ignaty Milinis Narkomfim (1928) sowie Arbeiterklubs beziehen (denken Sie an jene, die von Constantin Melnikov entworfen wurden). Jüngste Forschungen in der Kategorie des “Social Condenser” haben gezeigt, dass der Begriff nur für eine kurze Zeitperiode verwendet wurde. Er wurde uns jedoch durch eine Reihe von Wiederbelebungen überliefert, am wichtigsten Rem Koolhaas’ Verwendung des Begriffs seit den 1970er Jahren wie im Manifest “The City in the City – Berlin: A Green Archipelago” (1977 mit Oswald Mathias Ungers und anderen geschrieben) und dem gefälschten Patent für den “Social Condenser”, veröffentlicht in Content (2004).

In diesem Masterprojekt werden wir die Idee des “Social Condenser” sowohl in seiner historischen Dimension als auch als Kategorie untersuchen, die Möglichkeiten für die aktuelle Produktion von Architektur bietet. Unser Interesse am “Social Condenser” steht im Zusammenhang mit der bevorstehenden Ausstellung Access for All: São Paulo’s Architectural Infrastructures (Juni 2019) des Architekturmuseums, die sich auf mehreren Ebenen mit diesem Thema auseinandersetzt. Das Master Projekt basiert auf Vorträgen, Lektüreseminaren und Präsentationen der Studenten. Wir werden Fallstudien sammeln, einen Zeitstrahl erstellen, über Probleme der Repräsentation nachdenken und an einem Essay arbeiten.

Das Master-Projekt wird begleitet von einem Seminar von Teresa Fankhänel mit dem Titel "Writing Research Papers". Es ist eine praxisbezogene Übung zum Lesen und Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten in Vorbereitung des abschließenden Essays im Master Projekt. Das Hauptziel des Kurses ist es, den Studenten ein gründliches Verständnis und praktische Kenntnisse der notwendigen Schritte beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit zu vermitteln. Zu den Fähigkeiten, die trainiert werden, gehören ein grundlegendes Verständnis historischer und theoretischer Quellen in den Geisteswissenschaften, Archivrecherchen, der Auswahl von Quellen, des Verfassens eines Forschungsberichts, des Findens einer These und des Verfassens der Arbeit.

Dies ist ein praxisbezogenes Master Projekt, sowohl im Workshop als auch im Seminar. Aktive Teilnahme ist vor, während und nach jeder Sitzung erforderlich. Es wird wöchentlich kleine Aufgaben geben, die aus Lektüreaufgaben, Recherchen und Schreibübungen bestehen.

[1] Schauen Michał Murawski, “Introduction: crystallising the social condenser,” The Journal of Architecture Volume 22, Issue 3 (2017): 372-386.

 

CIAM Kongress in Otterlo 1959 © NAI Collection

[Modul AR20036] Architekturvermittlung: Die CIAM-Kongresse. Historische Hintergründe, Entwicklung und Auswirkung

Semesterwochenstunden: 2

mit: Vera Simone Bader

Zwischen 1928 und 1959 fanden 11 internationale Kongresse für Neues Bauen (Congrès Internationaux d’Architecture Moderne), kurz CIAM genannt, an verschiedenen Orten in Europa statt. Weltweit anerkannte Architekten und Stadtplaner, wie Le Corbusier, Walter Gropius, Cornelis van Eesteren, José Luis Sert, Ernst May, Mart Stam u.a. nutzten diese Treffen, um eigene Position propagieren und international behaupten zu können sowie für den Ausbau ihrer Netzwerke. Mit den programmatischen Ideen bestimmte die CIAM die Städtebaudiskussionen und die Entwicklung der modernen Architektur bis weit in die Nachkriegszeit.

Als rein harmonische Treffen, in denen homogene Leitlinien erarbeitet wurden, darf man sich die CIAM-Kongresse allerdings nicht vorstellen. Vielmehr waren sie von heftigen Auseinandersetzungen geprägt. In dem Seminar werden wir uns auf einige wichtige Kongresse beschränken und die divergierenden Positionen herausarbeiten. Damit soll die Bandbreite an Ideen erfasst, die produktive Atmosphäre verstanden und die Entwicklung der verschiedenen Treffen analysiert werden.

Wir nähern uns dem Thema durch die Beschreibungen wichtiger Bauprojekte und über die Biographien einzelner Protagonisten. Vor allem aber konzentrieren wir uns auf die Vermittlung der verschiedenen Inhalte: Wie wurden die einzelnen Themen präsentiert? Welche Instrumente nutzten die Architekten? Wer stellte diese vor? Und wie sahen die begleitenden Ausstellungen aus? Um an Informationsmaterial zu kommen, wird nicht nur die Forschungsliteratur herangezogen. Auch ist eine Exkursion zum CIAM-Archiv nach Zürich geplant, um entsprechende Pläne, Fotos und Diagramme zu sichten. Über die Präsentationstechniken sollen weitere, vor allem neue Inhalte generiert werden.

Sommersemester 2018

Trulls, Alberobello, South Italy © Simone Bader

[Modul AR30076] Architekturanalyse: 
Das "Vernakuläre“ in der modernen und zeitgenössischen Architektur

Semesterwochenstunden: 4

mit: Andres Lepik, Vera Simone Bader

Die Auseinandersetzung mit der sogenannten „vernakulären“ Bauweise, d.h. mit der in der Regel als „lokal“, „spontan“ oder auch „ursprünglich“ bezeichneten Architektur, ist ein hoch aktuelles Thema. Es steht dabei im Spannungsfeld von nationaler Identitätssuche, ökologischen Ansätzen und globalen Wirtschafts- und Politikinteressen: Zum einen orientieren sich Architekten (wie etwa Anna Heringer, Balkrishna Doshi, Francis Kéré) scheinbar zunehmend am Vernakulären, da der Rückgriff auf die Grundbedingungen der Architektur, auf alternative Materialien und auf eine einfache Handhabung in der Baupraxis angesichts knapper Ressourcen und globaler Wirtschaftskrisen weltweit gefordert wird. Andererseits versuchen Städte, wie Abu Dhabi, über die Wiederentdeckung vermeintlich lokaler Formen den Tourismus weiter anzukurbeln. Diese divergierende Aneignung von Formen und Konstruktionen, die als vernakulär bezeichnet werden, machen es notwendig, sich dem Thema noch einmal kritisch zu nähern. Es ist zu beobachten, dass sich auch schon wichtige Protagonisten der Architekturgeschichte wie Frank Lloyd Wright, Bruno Taut, Le Corbusier, Giuseppe Pagano, Bernhard Rudofsky und andere bereits seit Ende des 19. Jahrhundert eingehend mit dem Vernakulären beschäftigt haben und dies gerade auch in Anbetracht von Funktionalisierung und Rationalisierung in der Architektur. Sie vermittelten durch Ausstellungen und Publikationen über das Vernakuläre das Bild einer authentischen und als vorbildlich bezeichneten Architektur, die mit der Kultur des jeweiligen Lebensraums verwurzelt und als Ursprung für lokale Bauformen anzusehen ist. Der forschende Blick lag dabei entweder auf der Baupraxis im eigenen Land oder war auf die Kolonien gerichtet. Im Seminar werden die Gründe und Motive für die früheren und die aktuellen Auseinandersetzungen mit dieser Art des Bauens analysiert. D.h.: Seit wann, warum und mit welchen Kriterien und Vorbehalten begegneten Architekten dem Vernakulären? Wie und in welcher Form wurde ihr Entwerfen und Bauen beeinflusst? Und wie wird der Begriff „vernakulär“ historisch und aktuell verwendet? Das Vernakuläre bleibt vor allem auch im Hinblick auf andere Begrifflichkeiten wie Regionalismus, Traditionalismus, Primitivismus und Heimatstil zu definieren und vor dem Hintergrund der postkolonialen Studien zu diskutieren. Das Seminar zielt demnach auf eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Konzept des Vernakulären vor allem in Europa, indem Bauwerke, Ausstellungen und Publikationen analysiert und in einen größeren politischen, kulturellen und sozialen Kontext gestellt werden.

IBA 1987, Wohngebäude Berlin, 1986 © Daniel Talesnik

[Modul AR30190] Projektwerkstatt kuratorische Praxis:
Die Stadt als Modell (IBA Berlin 1984-87) 

Semesterwochenstunden: 4

mit: Andres Lepik, Daniel Talesnik

Das Seminar untersucht Bauausstellungen mit besonderem Blick auf die Internationale Bauausstellung 1984-87 in Berlin. (Präzedenzfälle, wie die Weißenhofsiedlung 1927 in Stuttgart und die Interbau 1957 in Berlin werden ebenfalls näher analysiert). In diesem Kurs geht es um die Geschichte der Architektur in Deutschland – vor allem um die der 1980er-Jahre, – d.h. die Jahre vor dem Mauerfall, als die IBA ein weiterer Versuch war, Westberlin zu einer führenden Stadt des internationalen Architekturdiskurses zu avancieren. Wir wollen wissen, was genau die IBA gefördert hat und wie?

Die IBA hatte zwei Hauptstrategien, die "Kritische Rekonstruktion" (IBA-Neubau) und die Sanierung / Restaurierung mit der "Behutsamen Stadterneuerung" des IBA-Neubaus ("Hardt-Waltherr-Hämer"). (Es besteht eine Verbindung zur TU MÜNCHEN? BERLIN?? durch die Idee vom "Bauen im Bestand"). Zu dieser Zeit waren die IBA-geförderten Projekte in Berlin polemisch und widersetzten sich allgemeingültigen Tendenzen. Im Seminar werden daher sowohl die positiven als auch negativen Aspekte der IBA sichtbar gemacht. Wenn die IBA ein Modell darstellte, dann wollen wir verstehen, welche Art von Modell sie war und für was dieses stand.

In diesem Seminar geht es um die Verbindungen zwischen Postmoderne und ihren Gegensätzen und um die Beteiligung lokaler Architekten und die Einladung ausländischer Schlüsselarchitekten nach Berlin zum Bau von Wohnprojekten. Die IBA war eine Plattform für Architekten, die zum Erbe Berlins beitragen sollten: Peter Eisenman, Aldo Rossi, Rem Koolhaas, Zaha Hadid, John Hejduk, Raimund Abraham, Oswald Matthias Ungers und andere. Eine andere Frage ist, wie dies ein spätes Szenario des Kalten Krieges darstellt, das die Architektur für politische Zwecke mobilisierte.

Eine Nebenfrage ist, was geschah zu dieser Zeit in Ost-Berlin? Wie waren die Reaktionen auf der anderen Seite der Mauer? Dafür schauen wir uns das Nikolaiviertel näher an, ein historisches Viertel umgeben von Plattenbau, das eine touristische Attraktion für das 750-jährige Stadtjubiläum werden sollte.

Kurz gesagt, das ist Berlin als Labor, eine Stadt, die sich neu erfindet und unbewusst den Boden für das ebnete, was seit dem Mauerfall stattgefunden hat. Wenn diese Projekte in Berlin "Inseln" waren, bildeten sie dann ein "Stadtarchipel", so wie es Ungers propagierte? Das Projekt war eine Spekulation, die nicht daraus bestand, Geld zu verdienen – und dennoch ebnete sie gleichzeitig Spekulanten den Weg.

Schließlich stellt sich für die Studenten die Frage, wie könnte dieses Thema (oder Teile davon) zu einer Ausstellung werden?

* Wir werden Berlin gegen Ende des Kurses zusammen mit den Studenten besuchen.

Giuseppe Terragni, Casa del Fascio, Como, 1936 © Simone Bader

[Modul AR20036] Architekturvermittlung (Museum):
Architektur im faschistischen Italien

Semesterwochenstunden: 2

mit: Vera Simone Bader, Gabriella Cianciolo Cosentino

In dem Seminar wird die 20-jahrige Bautätigkeit in Italien unter dem faschistischen Regime beleuchtet mit besonderem Blick auf Ausstellungen, Städtebau, Kunst und auf den Umgang mit dem schwierigen Erbe. In einer ausführlichen Einführung werden Tradition und Moderne als Antipoden in der Architektur dieser Zeit kritisch hinterfragt und verschiedene Aspekte, wie beispielsweise die Beziehung zwischen Architektur und Ideologie aufgegriffen. Die Protagonisten, zu denen unter anderem Gustavo Giovannoni, Marcello Piacentini, Giuseppe Terragni, Giovanni Muzio und Giovanni Michelucci zählen, werden vorgestellt und ihre Bauten und Entwürfen in Beziehung zur faschistischen Regierung analysiert. Das persönliche Einwirken Mussolinis auf die Architektur und den Städtebau ist ebenfalls Thema. Welche Bauaufgaben haben eine wichtige Rolle gespielt? Welche Formensprache und welche Materialien wurden bevorzugt? Inwiefern hat die Architektur (oder die Architektur-Publizistik) zur Propaganda des Faschismus beigetragen? Diese und andere Fragen sollen im Laufen des Seminars an Fallbeispielen diskutiert werden.

© Sandra Hofmeister

[Modul AR20112] Architekturkommunikation:               
Architekturtexte: Lektüre- und Schreibwerkstatt

Semesterwochenstunden: 2

mit: Sandra Hofmeister

Wenn Architektur in Worte gefasst wird, gibt es unterschiedliche Textformate je nach Anlass und Intention. Dieses Seminar ist eine Werkstatt für diese Worte und Textformate: Wir werden verschiedene Texte lesen, analysieren und ihren Kontext besprechen. Nach der Lektüre werden wir eigene Texte verfassen und dabei auf vorab erarbeitete Aspekte achten. Die Bandbreite an Textformaten, die im Seminar diskutiert wird, schließt Manifeste und Essays, Blog Einträge und Kommentare, Interviews und Projektbeschriebungen mit ein. Durch die sorgfältige Lektüre werden die Studierenden einen kritischen Blick auf diese Texte werfen und daran arbeiten, Architektur in überzeugende eigene Worte zu fassen.

Hans Schwippert, Behelfsheim-Typ “Wohnlaube, Wohngerät 43” aus dem Jahr 1943 © Architekturmuseum München Archiv

[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren:
Der Architekt Hans Schwippert im Archiv des Architekturmuseums

Semesterwochenstunden: 2

mit: Anja Schmidt

Die Sammlung des Architekturmuseums der TU München bewahrt einen reichen Bestand von Plänen und Skizzen des Architekten Hans Schwippert, (1899-1973). Als langjähriger Vorsitzender des Deutschen Werkbundes und Direktor der Kunstakademie Düsseldorf war er einer der wichtigsten Vertreter der Nachkriegsarchitektur. Von seinen Bauprojekten sind vor allem der Entwurf für das Deutsche Bundeshaus in Bonn (1948/49), das Hochhaus auf der Interbau 1957 in Berlin und das Ausstellungskonzept des Deutschen Pavillons der Brüssler Weltausstellung 1958 in die Architekturgeschichte eingegangen. Weitgehend unbekannt ist dagegen, dass Schwippert auch Behelfsheime und Notunterkünfte für Flüchtlinge entwarf. Ein Thema, das heute wieder besondere Bedeutung erlangt. Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Entwürfe und ausgeführten Projekte dieses Architekten.

Hier geht's zu ausgewählten studentischen Arbeiten aus diesem Kurs.

Königshaus am Schachen © Myrzik und Jarisch

[Modul AR30347] Projektwerkstatt Ausstellungsgestaltung:
Königsschlösser und Fabriken - Ludwig II. und die Architektur

Semesterwochenstunden: 2

mit: Andres Lepik, Ann Katrin Bäumler

Der vom Architekturmuseum zusammen mit dem Londoner Architekturbüro Studio Weave als Blockveranstaltung angebotene Workshop findet in Vorbereitung der Ausstellung "Königsschlösser und Fabriken -- Ludwig II. und die Architektur" statt, die zum 150-jährigen Jubiläum der TUM ab September 2018 in der Pinakothek der Moderne gezeigt wird.

Als Projektarbeit sollen die Studierenden bei der Wandgestaltung von zwei Ausstellungsräumen mitwirken, wobei sie auch von Studio Weave, die die Ausstellungsarchitektur konzipiert haben, unterstützt und angeleitet werden. Ziel ist es anhand einer eigens für die Ausstellung entwickelten Technik mit den charakteristischen Farben, Ornamenten und architektonischen Versatzstücken der damaligen Zeit eine Art "Fassade" zu gestalten. Diese ist sowohl für den Besucher der Ausstellung, als auch von außen sichtbar -- insbesondere bei beleuchteten Räumen in der dunklen Jahreszeit.

Der Workshop bietet auch einen Einblick in die kuratorische Praxis und in die Entwicklung eines architektonischen Ausstellungskonzepts. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Visualisierung der Ausstellungsinhalte. Vermittelt werden soll zudem die kritische Auseinandersetzung mit komplexen Problemstellungen und deren räumliche Präsentation für die Ausstellung.

 

Hans Döllgast, Wiederherstellung Alte Pinakothek, 1946–1957 © Klaus Kinold

[Modul Architekturmuseum] Auf den Spuren Münchner Architekturlehrer

Semesterwochenstunden: 4

mit: Irene Meissner

Carl von Fischer, Friedrich von Gärtner, Friedrich von Thiersch, Theodor Fischer, German Bestelmeyer, Robert Vorhoelzer, Hans Döllgast, Franz Hart, Werner Eichberg, Sep Ruf oder Otto Steidle, aber auch renommierte Künstler wie Wilhelm von Rümann, Bernhard Bleeker, Hermann Hahn, Georg Brenninger oder Fritz Koenig lehrten seit 1803 an der Akademie der Bildendenden Künste München und seit 1868 Architektur an der heutigen Technischen Universität München. Wer waren diese Lehrer und welche Spuren haben sie im Münchner Stadtbild hinterlassen?
In den Seminarveranstaltungen sollen sich die Studierenden auf die Spuren der Münchner Architekturlehrer begeben und anhand eines Rundgangs den Architekten/Künstler und dessen Bauten/Werke vorstellen. Nach vorgegebenen Layout ist die Erarbeitung eines „Pfads“ geplant. Ein kurzer Abriss von Leben und Werk mit einer architektonischen Einordnung und der Vorstellung der wichtigsten Bauten mit Fotografien und Kurztexten sollen den Weg der jeweiligen Architekten zu ihren Bauten in München weisen.

Die Veranstaltungen finden in Form von Stadtspaziergängen und bei schlechtem Wetter im Seminarraum statt.